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Im Brennpunkt: Bremerhavens Baustellen

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„Wer baggert da so spät noch am Baggerloch, das ist Bodo mit dem Bagger und der baggert noch“ – Nicht wenigen Bremerhavenern dürfte dieses Lied von Mike Krüger regelmäßig in den Sinn kommen, wenn sie durch die Stadt fahren. Überall wird gebaut, Warnbaken, Behelfsampeln und Umleitungsschilder scheinen inzwischen zur Stadtmöblierung zu gehören. Egal, ob man mit dem Auto, Rad oder zu Fuß unterwegs ist: An keine Baustelle zu geraten, ist fast so wahrscheinlich wie ein Parkplatz direkt vorm Supermarkt an einem Samstagvormittag. Wir werfen einen Blick auf das, was da vor sich geht.

Warten in Wulsdorf

Wer durch Wulsdorf fährt, kennt die Kreuzung Weserstraße/Lindenallee schon als Dauerbaustelle: Seit April 2024 wird hier an der neuen Ortsmitte gebaut. Fertig wird sie voraussichtlich im Herbst 2028. Ja, du hast richtig gerechnet: Das sind noch drei Jahre! So lange bleibt diese Achse wohl ein ständiges Geduldsspiel.

Als hätte Wulsdorf damit nicht schon genug Ärger, ist mit der Brücke Dreibergen auch noch die Verbindung nach Grünhöfe flöten gegangen. Seit Mitte August ist sie für den Autoverkehr gesperrt und muss komplett erneuert werden. Noch ist sie für Radfahrer und Fußgänger passierbar, aber auch sie werden irgendwann mit Einschränkungen rechnen müssen. Der Abriss ist für 2026 geplant, der Neubau wird mehrere Jahre dauern. Mit etwas Glück können wir 2029 wieder ohne Umweg darüberfahren.

Hier eine Leitung, da ein Kanal

In Lehe herrscht derweil trügerische Ruhe: Zwar ist die Melchior-Schwoon-Straße nach monatelangen Straßen- und Kanalbauarbeiten wieder freigegeben, allerdings steht der Umbau der Kreuzung Hafenstraße/ Pestalozzistraße unmittelbar bevor. Er soll laut Mark Schröder, Pressesprecher der Stadt Bremerhaven, noch in diesem Jahr beginnen und wird sich dann durch das kommende Jahr ziehen.

Zu den großen Baustellen kommen noch unzählige kleinere in vielen Nebenstraßen. Unter dem Link https://t1p.de/kleinbaustellen findet sich eine ellenlange Liste, wo überall Energieversorger und kommunale Einrichtungen Straßen und Bürgersteige aufreißen um Versorgungsleitungen zu verlegen oder Kanäle und andere Infrastruktur zu erneuern.

Und da noch ’ne Leitung

Zwischendurch kommen überall in der Stadt auch Fußgänger immer mal wieder unvermittelt in den Gamer-Modus, wie Super Mario plötzlichen Hindernissen ausweichen zu müssen – vor allem wegen des Glasfaserausbaus. Sie sind oft kurzfristig eingerichtet und verschwinden genauso schnell wie magische Portale in einem Fantasy-Roman. „Die Glasfaserfirmen zeigen ihre Baustellen an, ziehen aber häufig innerhalb eines Tages schon weiter, so dass keine gesicherte Auskunft gegeben werden kann“, erklärt dazu Mark Schröder. Besonders nervig für die Anwohner ist, dass die verschiedenen Glasfaser-Anbieter sich offenbar die Minibagger in die Hand geben: Ist die Telekom fertig, reißt Vodafone den Bürgersteig gleich nochmal auf, weil’s so schön war. Mit der swb und fünf überregionalen Anbietern könnte so theoretisch sechsmal an ein und derselben Stelle gebuddelt werden.

Lost Highway

„Dann nehm‘ ich halt die Autobahn“, mag sich manch genervter Autofahrer denken und das Schicksal antwortet wie Michael Holm in den 1970er Jahren mit „Nein, nein, mein Freund!“ (aus „Tränen lügen nicht“). Auch auf der A27 geht es nicht ohne Geduld. An der Anschlussstelle Wulsdorf wird weiterhin die Brücke über die B71 erneuert. Seit August ist der erste, östliche Teil wieder befahrbar, doch seitdem wird an der westlichen Trasse gebaut. Fertig werden soll die Brücke laut Autobahn GmbH im Sommer nächsten Jahres.

Am Horizont wirft außerdem schon ein dickes Ding seine Schatten um etwa drei Jahre voraus. Denn vermutlich ab 2028 soll die A27 Anschlussstelle Bremerhaven- Zentrum komplett umgebaut und sieben Brücken in der Umgebung erneuert werden, darunter die rund eineinhalb Kilometer lange Moorbrücke, auf der die Autobahn zwischen den Anschlussstellen Zentrum und Überseehafen verläuft. Laut Autobahn GmbH steht dafür aber auch noch das Planfeststellungsverfahren aus. Immerhin ist damit nicht zu befürchten, dass die Autobahn ausgerechnet 2027 zum 200. Geburtstag der Stadt zur Riesenbaustelle wird.

Stillstand im Hafen

Zum Guten wendet sich unterdessen alles an der Nordmole. Deren Neubau beginnt im kommenden Jahr. Gleichzeitig sieht die Hafenwirtschaft aber auch weiter hilflos auf die klaffende Lücke zwischen Verbindungshafen und Nordhafen. Wann (oder ob je) die kaputte Drehbrücke dort ersetzt wird, steht in den Sternen.

Ob hin oder her: Wer in Bremerhaven unterwegs ist, sollte auch in Zukunft Zeitpuffer einplanen – ob für Stau, Umleitungen oder Radwege, die plötzlich zur Baustellenzufahrt mutiert sind. Aber Kopf hoch: WENN (jemals) alles fertig wird, haben wir nicht nur neue Straßen und Brücken, sondern auch jede Menge Baustellengeschichten zu erzählen.

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