Der Kanu-Verein Unterweser e.V. (KVU), der älteste Bremerhavener Kanuverband, ist regelmäßig auf der Geeste, Lune und Außenweser unterwegs. Die Sommerzeit bedeutet für die Kanuten Hochsaison: Neue Touren und Regatten stehen an, allen voran der Drachenboot-Cup im Schaufenster Fischereihafen. Daneben sucht der Verein neue Mitglieder – und gibt die Hoffnung auf eine Sanierung seiner alten Kaje nicht auf. Ein Gespräch mit Sonja Tolle, der 1. Vorsitzenden des Vereins, und Pressereferent Marten Mattheis.
Ein Sport für alle Jahreszeiten
Jedes Jahr im Frühjahr heißt es „Anpaddeln“: Dann ziehen die Kanuten erstmals wieder gemeinschaftlich die Geeste auf und ab. Die Saison endet naturgemäß, sobald es kälter wird und die Sonne früh untergeht. Dann wird für die Wintermonate „abgepaddelt“. „Wobei wir eigentlich immer fahren können, solange die Geeste nicht zugefroren ist“, relativiert Mattheis. Auch sonst gilt im Kanusport die alte Weisheit: „Paddler werden im Winter gemacht“. Deshalb hat der KVU kürzlich einen neuen Kraftraum eingerichtet, wo sich Mitglieder in der nächsten kalten Jahreszeit fit halten können. Neben Hanteltraining ist vor allem das umgebaute Ruderergometer beliebt: ein Fitnessgerät, das mit viel handwerklichem Geschick auf Paddel umstrukturiert wurde, wodurch die Bewegungen an Land simuliert werden können.
Kajak und Stand-up-Paddling
Allen Mitgliedern steht der Bootspark mit seinen verschiedenen Bootstypen offen. Die Kajaks sind die Gründungssparte des KVU. Von ihnen kommen am häufigsten die Wanderkajaks zum Einsatz und, für Wesertouren, die Seekajaks. Wildwasserkajaks lohnen sich für Regionen wie den Harz. Die kleinste Sparte bildet das Stand-Up-Paddling, das der Verein seit 2014 anbietet. Wer sich für diese Paddelboote entscheidet, sucht oft Entspannung und Outdoor-Erlebnisse: Wogende Schilfmeere, Sonnenuntergänge, Schweinswale, Robben und verschiedene Seevögel gehören zu den Naturwundern, die Paddler auf den Routen des KVU bestaunen können. Mattheis war mit seinen Kindern schon auf dem Loch Ness in Schottland, andere Touren führten den KVU nach Teneriffa, Frankreich, Sardinien, Irland, Venedig und sogar Grönland.
Disneys „Vaiana“ lässt grüßen: Kanus aus Polynesien und China
Ansonsten setzen Tolle und Mattheis persönlich lieber aufs Tempomachen – immerhin sind sie Teil der zwei wettkampferprobten Mannschaften des KVU, dem Auslegerboot-Team „Malolo“ und dem Drachenboot-Team „Lighthouse-Dragons“. „Das Schöne an unserem Verein ist ja, dass wir hier alle Temperamente zufriedenstellen können“, fasst die 1. Vorsitzende zusammen. Beim Auslegerkanu handelt es sich um einen hochseetauglichen, traditionellen Bootstyp aus Polynesien. Ein grünblaues Boot des KVU etwa trägt den Namen „Moana“ – der englische Originaltitel des Disney-Films „Vaiana“, der von einer seefahrenden Prinzessin handelt. Genauso viele Jahrtausende alt muss die Bauweise des Drachenboots sein, dessen Wettkampf in China jedes Jahr als Volksfest gefeiert wird. Zurzeit bereiten sich die „Lighthouse-Dragons“ für die 2000-Meter-Langstrecke beim Bremerhavener Drabo-Cup vor.
Neue Kanuten gesucht
National wie international finden alljährlich Regatten statt, zum Beispiel der Baltic-Cup an der Ostsee. Neben der Paddeltechnik zählen Kraft, Ausdauer und Teamgeist: „Das Boot bringt man nur gemeinsam voran“ ist die Devise. „Dass ein Boot kentert, habe ich in 20 Jahren fünf oder sechs Mal erlebt“, betont Tolle. „Kanufahren ist ein sehr sicherer Sport.“ Kinder dürfen beim KVU mitmachen, sobald sie auf die Anweisungen der Trainer reagieren können. Teenager trainieren meistens unter Gleichaltrigen in den Ausleger- und Drachenbooten. Für seine Jugendarbeit wurde der KVU oft ausgezeichnet, 2007 kamen die „Lighthouse Youngsters“ im Wettkampf bis zu einer Veranstaltung nach Moskau. Aktuell hat der Verein allerdings wenig Nachwuchs – auch bei den Erwachsenen, unter denen sich früher einmal eine ganze Generation aus Feuerwehr- und Polizeikräften befand. „Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist nur, dass man schwimmen kann“, sagt Tolle. „Es gibt ein Sicherheitstraining und der Preis für die ersten 12 Monate ist reduziert.“
Die alte und die neue Kaje
Eine weitere Hürde ist vorerst aus dem Weg geräumt: Die fast einhundertjährige Kaianlage des Vereins ist abgesackt und darf nicht mehr genutzt werden. „Als das Problem auftauchte, erhielten wir sofort eine Menge Unterstützung“, schildert Tolle – von den anderen Kanuvereinen, dem Sportamt Bremerhaven und auch einem Ruderverein. Heute liegt die neue Kaje nur 650 Meter weiter, zwischen der Alten Geestebrücke und dem Historischen Museum. Die Kanus lagern in einem Bootshaus in der Bussestraße. „Unsere alte Kaje wäre schon die ideale Lösung“, finden Tolle und Mattheis – besonders, weil die langen Boote nun zum neuen Anleger durch die Ludwigstraße getragen werden müssen, vorbei an Fußgängern und Radfahrern. Ihnen sei jedoch klar, dass auch andere marode Kajen in Bremerhaven auf eine Sanierung warten.
Infos für Betriebsausflüge, Geburtstagsfeiern und weitere Events beim KVU: kvu.der-norden.de/go/startseite
Weitere Wassersport-Vereine in unserer Seestadt
- Kanu-Club Bremerhaven e.V. (KCB), Am Luneort 2
- Wassersportverein Frohe Fahrt e.V., Uferstraße
- Albatros Yachtclub, Am Seedeich 57
- Wassersportverein Wulsdorf, Am Luneort 29
- Weser Yacht Club Bremerhaven e.V., Borriesstr. 52a
- Leher Turnerschaft von 1898 e.V., Honholdstraße 1