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An meiner Lieblingsjacke ist zwischen Tasche und Reißverschluss der Stoff aufgerissen. Und als männlicher Single besitze ich keine Nähmaschine. Die gibt es aber in der Klimaschutzwerkstatt des Förderwerks Bremerhaven in der Prager Straße. Zweimal im Monat findet dort das Nähcafé statt. Besucher können sich die Maschine erklären lassen und anschließend selbst damit nähen. Und wie der Name sagt, gibt es dazu auch ein Käffchen.

Gleich ein kniffliger Fall

Daniela Dalitz ist hier die Herrin über zehn Nähmaschinen. Sie führt mich an das bedienerfreundlichste Gerät und sieht sich meine Jacke an. Sie scheint ein kniffligerer Fall zu sein. „Einfach zunähen geht nicht, dann reißt dir der Stoff neben der Naht gleich wieder auf“, erklärt sie. „Zum Stabilisieren muss man ein Stück Stoff unter den Riss legen.“ Das findet sich in Form einer kleinen Innentasche. Die muss mit einem Nahtauftrenner sauber vom Innenfutter gelöst werden, möglichst ohne Loch im Futter. Da ich auch einen Nahtauftrenner noch nie bedient habe, stelle ich mich etwas doof an, bekomme die Tasche aber nach einer gefühlten halben Stunde endlich ab. Daniela fädelt passende Fäden in die Maschine ein, sucht einen passenden Nahtstich aus und erklärt mir, was ich tun muss. „Eigentlich nur unten aufs Gaspedal treten und oben die Jacke festhalten und langsam in Nährichtung führen. Am Ende der Naht den Umschaltknopf drücken und das Ganze in Gegenrichtung wiederholen.“ Sie stellt die langsamste Geschwindigkeit ein und zeigt mir, wie ich bei Bedarf schneller nähen kann. Das funktioniert erstaunlich gut und schon nach wenigen Minuten ist der Riss Geschichte.

Eher durch Zufall zum Nähen

Daniela erzählt, dass sie selbst eher zufällig zur Näh-Expertin wurde. „Ich war über 30 Jahre lang Restaurantfachfrau“, sagt sie. Nach einer Reha wagte sie den Neuanfang. „Ich wollte immer benachteiligten Menschen helfen und habe mich zur Fachkraft für Qualifikation und Arbeitsförderung weiterbilden lassen. So kam ich zum Förderwerk.“ Das Nähcafé gibt es seit eineinhalb Jahren. Angefangen hat es mit der Kleiderbörse. Einmal im Monat können hier ausgediente, aber noch tragbare Sachen zum Tauschen angeboten werden. „Da kam schnell der Wunsch auf, an den gefundenen Sachen auch noch etwas ändern zu können“, erklärt Daniela. Für sie steht dabei der begleitende Charakter des Projekts im Vordergrund. „Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt sie.

Jeden ersten & dritten Mittwoch

Das Nähcafé findet an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat von 14 bis 18 Uhr statt. Eine Voranmeldung ist nötig. „Wenn zu viele Leute kommen und keine Maschine frei ist, gibt es schnell mal Stress, das muss ja nicht sein“, sagt Daniela. Mitbringen kann man alle Projekte, die man schafft. „Man muss nicht Punkt 14 Uhr auf der Matte stehen“, sagt Daniela. „Aber wenn man um 17.30 Uhr kommt, kriegt man auch nicht mehr viel fertig.“ Stoffe, Garne und sonstiges Material sind vor Ort vorhanden. „Nur wenn man etwas ganz Spezielles braucht, etwa einen besonderen Farbton, ist es sinnvoll, den selbst mitzubringen“, erklärt Daniela.

Förderwerk Bremerhaven
Klimaschutzwerkstatt
Prager Straße 15
27568 Bremerhaven

T: 0471/ 39156893
foerderwerk-bremerhaven.de/naehcafe

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