Stell dir vor, du kommst aus einem wundervollen Urlaub oder von einem tollen Konzertabend nach Hause und deine Tür ist aufgebrochen, die Wohnung ist verwüstet und die Wertsachen weg. 359 Bremerhavenern ist das im vergangenen Jahr so oder ähnlich passiert. Damit stieg die Zahl der Einbrüche gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent.
Besonders betroffen waren die Stadtviertel Goethestraße, Klushof, Twischkamp, Geestendorf und Grünhöfe. Nur 10 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt und gerade mal 3 Prozent der Täter verurteilt werden. Für die Betroffenen kommt zum materiellen Schaden das Eindringen in die eigene Privatsphäre. Nicht selten entwickeln Einbruchsopfer Angststörungen und Neurosen. Und gerade in den Wintermonaten, wo es früh dunkel wird, verlängern Einbrecher gern ihre Arbeitszeiten.
Die gute Nachricht: Es ist eigentlich gar nicht so schwer, Haus oder Wohnung deutlich unattraktiver für Einbrecher zu machen. Die Polizei rät seit Jahren zu einer Kombination aus mechanischen Sicherungen, guter Nachbarschaft und bewusstem Verhalten. Wir erklären dir hier, wie du dein Zuhause effektiv schützt – und was du lieber lassen solltest.
Mechanik vor Elektronik
Nach Erfahrungen der Polizei sind die meisten Einbrecher Gelegenheitstäter. Wenn sie nicht in wenigen Minuten ins Haus gelangen, geben sie oft auf und suche ein „einfacheres“ Objekt. Deshalb steht der mechanische Schutz von Fenstern, Türen und anderen möglichen Zugängen an erster Stelle. Achte bei den Türen auf geprüfte Sicherheitsschlösser mit Mehrfachverriegelung, stabile Schließbleche und einbruchhemmende Türzargen. Zusatzschlösser oder Panzerriegel geben zusätzliche Sicherheit.
Besonders häufig schlagen Einbrecher an Fenstern und Terrassentüren zu. Normale Fenster lassen sich oft mit einem Schraubenzieher in Sekunden öffnen. Setze hier auf Pilzkopfverriegelungen und abschließbare Griffe. Es gibt auch Nachrüstungen, so dass du nicht gleich alle Fenster austauschen musst. Vergiss nicht die vermeintlich unauffälligen Zugänge wie etwa Kellerschächte. Gitterroste sollten fest verschraubt sein, Kellerfenster mit Gittern oder einbruchhemmenden Gläsern versehen. Geprüfte Fenster und Türen sind in Widerstandsklassen (WK) eingeteilt, die eine gute Orientierung zur Sicherheit bieten. „Die Klassen WK/RC 2 und 3 bieten im Normalfall schon einen soliden Schutz“, sagt Olaf Theuring, ehemaliger Sicherheitsberater der Kriminalpolizei in Bremerhaven.
Elektronische Hilfssherrifs
Eine Alarmanlage oder eine smarte Überwachungskamera sind sinnvolle Helfer, aber eben auch nur Helfer. Sie können Einbrüche melden und dokumentieren, jedoch nicht verhindern, dass jemand ins Haus kommt. Empfehlenswert ist eine Einbruchmeldeanlage, die aufgeschaltet ist, also direkt eine Sicherheitsleitstelle informiert. Kameras können helfen, Beweise zu sichern – aber nur, wenn sie sinnvoll platziert und technisch zuverlässig sind. „An der Haustür kann eine Video-Gegensprechanlage auf mehrere Smartphones der Hausherren geschaltet sein“, erklärt Olaf Theuring. „So kann man mit unerwartetem Besuch kommunizieren, ohne dass der mitbekommt, ob man zuhause ist.“

Das kannst du selbst tun
Viele Einbrüche gelingen, weil die Bewohner unbewusst mithelfen. Gewöhne dir deshalb einige wichtige Verhaltensweisen an. Ziehe etwa die Wohnungstür nicht nur ins Schloss, sondern schließe sie richtig ab. Und schließe alle Fenster. Gekippte Fenster sind offene Fenster! Rollläden sieht Olaf Theuring zwiespältig: „Einerseits signalisieren sie Abwesenheit, wenn sie längere Zeit heruntergelassen sind“, sagt er. „Andererseits bieten sie mit Hochhebeschutz in WK 2/3 auch zusätzliche Sicherheit.“
Wenn du in den Urlaub fährst, lass dein Heim bewohnt aussehen. Zeitschaltuhren für Licht sorgen für Leben im Haus. Nachbarn können den Briefkasten leeren, generell sind aufmerksame Nachbarn ein wirksamer Schutz. Soziale Kontrolle schreckt viele Täter ab. „Wenn man weiß, dass der Nachbar nicht zuhause ist, kann man fremde Personen auf deren Grundstück einfach ruhig und freundlich ansprechen“, empfiehlt Olaf Theuring.„Und dann dabeibleiben und gucken, was passiert. Und ob der Gegenüber nervös wird und den Rückzug antritt.“ Denk auch an dein Verhalten im Internet! Überlege dir gut, ob du wirklich jedem bei Facebook, Insta oder in Messenger- Gruppen erzählen musst, wie weit du gerade weg von zuhause bist. Vor allem wenn deine Profile öffentlich und nicht nur für Freunde sichtbar sind.
Garten und Außenbereich – unterschätzte Sicherheitslücken
Einbrecher suchen Deckung. Zu dichte Hecken und Zäune können ihnen unverhofft helfen, weil sie ungestört agieren können. Besser sind durchsichtige Zäune oder geschnittene Hecken. Lass nichts herumliegen, was beim Einbruch helfen könnte, wie etwa Leitern oder Werkzeug. Bewegungsmelder, die mit einem Außenstrahler verbunden Terrasse oder Eingangsbereich spontan erleuchten wie das Weserstadion, können abschreckend wirken. Sie machen es schwer, über dunkle Ecken, Eingängen und Gartenwegen unbemerkt aufs Grundstück zu kommen. Die Bewegungsmelder sollten aber so eingestellt sein, dass sie nicht auch jedes Mal bei einem Igel oder der Nachbarskatze anschlagen, sonst nervt die Lichtshow schnell dich selbst und deine Nachbarn.
Das solltest du lassen
Nicht jede vermeintliche Sicherheitsmaßnahme ist wirklich hilfreich. Attrappen wie falsche Kameras oder billige Alarmanlagen werden zum Beispiel schnell erkannt und bieten keinen echten Schutz. Wenn du einen großen Hund hast, kann das abschreckend wirken, die Verantwortung als verlässlicher Einbruchschutz ist aber zu viel für deinen vierbeinigen Freund. Selbstgebastelte Fallen oder Strom am Zaun sind zwar kreativ, aber meist wirkungslos und nicht selten auch gefährlich – am Ende kannst du dich damit selbst strafbar machen.
Vorbereitung für den Fall des Falles
Gehe grundsätzlich davon aus, dass es passiert und jemand bei dir einbricht: Mache für den Fall Fotos von deiner Wohnung, besonders von Wertgegenständen und Kaufbelegen dazu. Diese Nachweise könnten auch bei der eigenen Versicherung hinterlegt werden, damit du im Ernstfall, womöglich unter Schock, nichts anzugeben vergisst. „Eine gute Vorbereitung vor so einem elementaren Ereignis, wie einen Einbruchdiebstahl hilft der Psyche ungemein und ist schon das A und O“, sagt Olaf Theuring. „Eine Hausratversicherung ist nicht teuer im Gegensatz zum möglichen materiellen Schaden und kann eine wichtige Absicherung sein, um Verluste und Schmerzen abzumildern.“
Die Kriminalpolizei Bremerhaven bietet zum Einbruchschutz kostenlose Beratungen an. Der Präventionsbeamte Sven Mehrtens und die Berater der Polizei Bremerhaven kommen sogar kostenlos zu dir nach Hause, um Schwachstellen zu analysieren und konkrete Empfehlungen zu geben. So vermeidest du teure Fehlkäufe und setzt genau dort an, wo es sinnvoll ist. Hilfreiche Hinweise gibt es außerdem auf k-einbruch.de
Experten-Tipp der GuW AG: Diese Versicherungen schützen gegen Einbruchschäden

Aus Versicherungssicht zählt beim Einbruchschutz vor allem die Kombination aus Technik und Dokumentation: Mechanische Sicherungen wie stabile Türschlösser, geprüfte Fensterbeschläge und Zusatzriegel bilden die Basis.
Eine Alarmanlage ergänzt den Schutz, ersetzt ihn aber nicht. Ebenso wichtig ist, Wertgegenstände zu dokumentieren – mit Fotos und Rechnungen. So kann ein möglicher Schaden schneller und unkomplizierter reguliert werden. Gegen Einbruchdiebstahl und mutwillige Beschädigungen bieten Versicherer spezielle Lösungen an.
Die Hausratversicherung ersetzt gestohlene oder zerstörte Gegenstände in der Wohnung, während die Wohngebäudeversicherung Schäden am Gebäude durch Einbruch oder Vandalismus abdeckt – etwa aufgebrochene Türen oder eingeschlagene Fenster. Ergänzend können erweiterte Bausteine, wie Fahrrad- oder Außenversicherungsschutz, sinnvoll sein, um auch Gegenstände außerhalb der eigenen vier Wände abzusichern.

