
Die Heinrich Rönner Gruppe prägt seit Jahren den Stahl- und Schiffbau in Bremerhaven. 1982 von Heinrich Rönner mit fünf Mitarbeitern in einer Garage gegründet, beschäftigt die Unternehmensgruppe heute fast 2.000 Mitarbeiter in 20 Firmen an acht Standorten in Deutschland. Geführt wird die Rönner Gruppe heute von den drei Söhnen des Firmengründers, Thorsten, Marcus und Heiner Rönner. Wir haben mit Thorsten Rönner über den jüngsten Firmenzuwachs und die Zukunftsaussichten in unsteten Zeiten gesprochen.
Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) ist das neueste Mitglied der Rönner Gruppe. Welche Pläne haben Sie für den Standort Flensburg und wie lassen die sich mit Interessen am Standort Bremerhaven verbinden?
Die FSG ist eine Neubauwerft für Schiffe über 150 Metern. Das konnten wir bisher nur eingeschränkt. Die Lloyd Werft hat zwar Neubauten gemacht, aber immer mit Schwierigkeiten. Bei den Kreuzfahrern zum Beispiel kamen die Kaskos aus Wismar, nachdem es die Möglichkeit nicht mehr gab, aus Polen. Das ist heute teuer geworden. Oder als die Stahlbau Nord die Abramowitsch-Yacht Solaris gebaut hat, mussten wir drei große Blöcke zur Lloyd Werft bringen, was auch nicht ganz günstig war. Mit der FSG können wir jetzt große Neubauten an einem Ort realisieren.
Wie viel Arbeit wartet auf Sie in Flensburg? Die Werft muss ja wieder fit gemacht werden.
Ja, deswegen bin ich ja hier (lacht). Im Ernst: Die Flensburger Werft ist deutlich schlechter in der Presse dargestellt worden, als ich sie vorfinde. Zum Glück! Wir bereiten die Werft jetzt soweit vor, dass wir im April wieder voll in Arbeit kommen, um einen bestehenden Auftrag abzuarbeiten. Parallel dazu sind wir dabei, weitere Aufträge zu akquirieren.
Viele der Unternehmen, die von der Rönner Gruppe übernommen wurden, waren vorher wirtschaftlich angeschlagen oder insolvent. Auch wenn bei einer Übernahme immer der betriebswirtschaftliche Nutzen im Vordergrund steht: Welchen Einfluss hat für Sie auch die soziale Komponente?
In diesen Zeiten seine Mittarbeiter nicht vernünftig zu behandeln, ist aus meiner Sicht ein kapitaler Fehler, denn dann verliert man sie. Wir haben ja nicht einmal mehr einen Facharbeitermangel heute, sondern einen Menschenmangel. Es fehlen Menschen, die arbeitswillig und -fähig sind. Und ein Unternehmer, der nicht begreift, dass die Menschen das Kapital seines Unternehmens sind, der fällt auf die Nase.
Hat der Name Rönner da auch ein Retter-Image und ist das eher störend oder hilfreich?
Das kann ich nicht beurteilen. Wir machen einfach unser Ding. Wenn eine Firma aus welchen Gründen aus immer zum Kauf steht, analysieren wir, ob sie zu uns passt und eine sinnvolle Ergänzung für uns ist und ob wir uns die Übernahme zutrauen. Wenn wir alles mit Ja beantworten können und die Konditionen stimmen, nehmen wir sie in die Gruppe auf. Und so wachsen wir halt.
Was machen zum Beispiel Finanzinvestoren in dieser Hinsicht falsch, unter deren Einfluss solche Unternehmen meist eher abgewickelt als gerettet werden?
In unserer Branche gab es in den letzten 30 Jahren keine Übernahme durch branchenfremde Investoren, die langfristig funktioniert hat. Ich wüsste zumindest keine. Man muss die Branche schon kennen, um hier bestehen zu können. Uns so’n büsch‘n kennen wir uns ja aus.
Heute gehören zur Gruppe 1.800 Mitarbeiter in 20 Firmen an acht Standorten – Wie kriegen Sie das Management aller Rönner-Standorte unter einen Hut? Sie können ja nicht gleichzeitig überall sein.
Mit einem tollen Team. Wir haben eine kompetente, gut ausgestattete und effiziente Zentralverwaltung, die sich um viele Belange der einzelnen Standorte kümmert. Damit sind wir so aufgestellt, dass wir drei Brüder gemeinsam mit unseren Geschäftsführern die Unternehmensgruppe steuern können. Das funktioniert. Wir sind ja auch nicht alleine. Wir haben ein großes Team von, wie sie gerade sagten, 1.800 Mitarbeitern.
Dieses Jahr bringt einige politische Umbrüche mit sich, in Deutschland wie auch weltweit. Inwiefern beeinflussen die auch wirtschaftliche Weichenstellungen der Rönner Gruppe, gerade am Standort Bremerhaven? Was erwarten oder befürchten Sie hier durch die Große Koalition oder die politische Entwicklung in den USA?
Was die deutsche Politik betrifft, habe ich keine Angst. Ich glaube, dass die CDU schon weiß, was sie tut. Ich hoffe es zumindest, wir gehen einfach mal davon aus.
Was Amerika betrifft, finde ich die Unberechenbarkeit der Administration wirklich beunruhigend. Nicht nur der Präsident, alle, die in Verantwortung sind, machen auf mich einen sehr unsteten Eindruck, um es mal vorsichtig zu formulieren. Das allein ist für eine Weltmacht schon beängstigend. Und was wir immer noch vergessen ist, dass der jetzige Präsident immer noch extrem beliebt ist. Mir scheint generell, dass die Menschen in den westlichen Demokratien offensichtlich die Mitte verlieren und sich zu radikalen Rändern hin orientieren. Das macht mir schon Angst.
Wirtschaftlich, für die Rönner Gruppe, können solche politischen Kehrtwenden wie in den USA sicherlich negative wie aber auch positive Einflüsse haben. Wir haben uns über viele Jahre deindustrialisiert und ein positiver Effekt ist sicherlich, dass die Industrie in Deutschland jetzt wieder gebraucht wird. Das wäre für uns gut. Ob das Pendel in letzter Konsequenz eher auf der positiven oder der negativen Seite ausschlägt, kann ich aber nicht sagen.
Ihren Ursprung hat die Gruppe in einer Garage in Bremerhaven. Das erinnert ein bisschen an die Erfolgsgeschichten von Steve Jobs oder Jeff Bezos. Wieviel Apple oder Amazon steckt in der Rönner Gruppe?
(lacht) Das sind tolle, hochmoderne IT-Unternehmen, die ganz neue Märkte entwickelt und geöffnet haben und wir sind eher die Old Economy, ganz traditionell. Eine nette Frage, aber das hat mit uns nichts zu tun. Da sehen wir uns nicht.
Kann die Entwicklung der Rönner Gruppe auch als eine Art Handlungsempfehlung zu verstehen sein? Sollten wir in Deutschland „mehr Rönner wagen“?
Man sollte in Deutschland endlich lernen, die Bürokratie wirklich zu reduzieren, damit wieder mehr Menschen den Mut haben, Unternehmer zu werden. Wir haben nachweislich immer weniger Unternehmer in Deutschland, weil die Hürden immer größer werden. Das geht bei den Banken los und den Auflagen, die sie für ihre Kunden haben, das geht bei den Behörden weiter, das Steuerrecht wird immer komplizierter und die Staatsquote immer höher. Wir haben immer mehr Staatsbedienstete und immer weniger Menschen, die ins soziale System einzahlen. Und von denen haben immer weniger den Mut, Unternehmer zu sein. Da sollte man gegenansteuern.
Wir haben ja in Deutschland zudem auch immer noch so eine leichte Neiddebatte. Ich sage mal so: Wenn sie in den USA ein auffälliges Auto fahren, kriegen sie Bewunderung, weil die Leute glauben, dass Sie irgendwas Tolles geschafft haben. In Deutschland ist die Denkweise eher noch: „Der muss jemanden übers Ohr gehauen haben, dass er sich so ein Auto leisten kann.“ Diese primär negative Denkweise muss vielleicht auch aus den Köpfen raus.
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