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Das Team vom Schulschiff Deutschland
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„Das A und O ist immer, das Schiff zu erhalten.“ So fasst die Reiseverkehrskauffrau Heidi Jungclaus die Hauptaufgabe zusammen, der sie und ihr Verein sich verschrieben haben. Die Rede ist von der „Schulschiff Deutschland“, Deutschlands letztem Vollschiff – aus Zeiten, in denen Großsegler noch die Meere beherrschten.

»Wir sind kein Verein – wir sind ein Kleinunternehmen!«

Wer heute im Neuen Hafen am Lloyd-Platz vorbeigeht, wird schon von Weitem durch den Anblick verzaubert: die drei Maste, die prachtvoll in den Himmel ragen. Der mächtige weiße Rumpf, der in der Sonne blitzt. Das Bugspriet, das sich wie ein Schwert nach vorn streckt, um die Wellen lautlos zu teilen, sobald die Segel sich im Wind blähen. „Wir sind stolz, dass wir für dieses Schiff arbeiten dürfen“, sagt Michael Hödt, Vorsitzender des Vereins und Fregattenkapitän a.D. Seine Kollegin Jungclaus fügt hinzu: „Im Grunde ist jeder begeistert von diesem Schiff.“

Wie gut koordinierte Zahnräder, die ineinandergreifen

Trotzdem ist die von ihr beschriebene Aufgabe keine leichte Übung. Seit die „Schulschiff Deutschland“ 2021 ins tourismusstarke Bremerhaven verlegt wurde, muss sie eine wirtschaftliche Anforderung erfüllen: Der traditionelle Dreimaster soll seinen Erhalt selbst finanzieren – durch seine eigenen Einnahmen. Seitdem hat der Verein an Bord emsig renoviert und ein attraktives Tourismusprogramm entworfen. Regelmäßig finden Schiffbesichtigungen, „Open Ship“, statt. Der Museumsshop unter Deck verkauft allerlei Seemannsschätze. Für Übernachtungen stehen 30 rustikale Matrosenkajüten mit übereinander liegenden Kojen bereit, als Einzel- oder Doppelkabinen. Am beliebtesten sind die Familienkabine und die luxuriöse Kapitänssuite, in deren Salon auch standesamtliche Trauungen stattfinden. Fahrrad-Touristen parken ihre Räder in einem Unterstand direkt an der Kaje. Es gibt kostenloses WLAN, Strom und Wasser.

An Bord kümmert sich die Housekeeperin Claudia Bertram um Küche, Wäschedienst und Reinigung. Unterstützt wird sie von sieben Wachgängern, die in Schichten zu allen Tag- und Nachtzeiten auf das Schiff aufpassen. Zusammen mit dem Schiffsbetriebsmeister André Stöter sind sie das Team „unten“, also auf dem Boot. Daneben gibt es das Team „oben“, in den Vereinsbüros im fünften Stock gegenüber, geleitet von Heidi Jungclaus und Yvonne Martfeld-Klink. Mehrmals die Woche trifft sich ihre Geschäftsstelle mit Frau Bertram, um Informationen – vor allem die Buchungen – von „oben“ nach „unten“ zu leiten.

»Wir lernen ständig dazu«

„Man kann sich kaum vorstellen, was da alles dranghängt“, beschreibt Martfeld-Klink die Entwicklung seit dem Umzug. In Bremen hatte für die Buchungen ein handschriftlich geführter Kalender gereicht. Mittlerweile haben sie das Buchungssystem digitalisiert. Auch das Vereinsmagazin „Logbuch“ wird nun per E-Mail versendet. „Wir sind eigentlich kein Verein, wir sind ein Kleinunternehmen!“, überlegt Michael Hödt und lacht. Er hat den Vorsitz im April von Claus Jäger übernommen, der nach 27 Jahren sein Amt abgab.

Gute Unterstützung von der Stadt

Als Vorsitzender arbeitet Hödt nun ehrenamtlich in Vollzeit. In seiner Position sieht er sich eher als Netzwerker, um die richtigen Fachleute zu versammeln. Zu seinen Aufgaben gehören Verhandlungen mit der Stiftung Maritimes Erbe, der Dieckell Stiftung oder mit den Denkmalschutz- und Baubehörden. Mit dem Magistrat hat der Verein einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, der Zuschüsse von der BEAN, der BIS und Erlebnis Bremerhaven zusichert – zum Beispiel in Form ihrer Vereinsräume. „Wir erhalten sichtbar Unterstützung von der Stadt“, betont Hödt.

Grundsanierung in Planung

Der Erfolg bleibt nicht aus: In den letzten zwei Jahren konnten die Einnahmen die Fixkosten komplett decken. Für die SAiL im August 2025 sind noch vereinzelt Kabinen frei. Einige Herausforderungen aber bleiben. So muss der „weiße Schwan“, wie das Schiff liebevoll genannt wird, bald eine Grundsanierung durchmachen. Die Kosten belaufen sich auf etwa zweieinhalb bis drei Millionen Euro. Zudem sucht der Verein nach Ehrenamtlichen für Technik, Tauwerk und Reinigung. Der Erhalt des Großseglers bleibt ein Wettstreit mit der Zeit – für ein Stück alter Seefahrttradition in der Stadt, in der das Schulschiff einst gebaut wurde.

Reservierungen und Buchungen zur Übernachtung an Bord bitte unter der Telefonnummer 0471 30055597 oder per E-Mail: info@schulschiff-deutschland.de.

Kurzüberblick Schulschiff Deutschland

1927
Die Schulschiff Deutschland wird als letztes Schiff der Werft Joh. C. Tecklenborg in Geestemünde erbaut. Sie dient als reines Ausbildungsschiff für die Handelsschifffahrt.

Bis ca. 1938
Fahrten bis nach Rio de Janeiro,
Kapstadt und zu den Bahamas

Ab 1972
Die Ausbildung von Seeleuten wird mehr und mehr an Land verlegt. Das Ausbildungsschiff ankert an der
maritimen Meile in Bremen Vegesack.

1994
Denkmalschutz für den traditionellen Großsegler

2021
Verlegung nach Bremerhaven

Diese Veranstaltungen sind auf der Schulschiff Deutschland buchbar:

  • Standesamtliche Trauungen (Kapitänssalon)
  • Hochzeiten (Buffet unter Deck, Musik & Tanz an Deck)
  • Taufen & Familienfeste
  • Geburtstagsfeiern
  • Jubiläen
  • Klassentreffen
  • Shanty-Chor-Auftritte
  • Betriebsfeiern & Tagungen
  • Weihnachtsfeiern (Glühweinempfang auf dem Hauptdeck, anschließend Dinner)
  • „Offenes Grünkohlessen“ (mind. 20 Personen)
  • Grünkohl / Labskaus für Gruppen (40-50 Personen)
  • Kaffee & Kuchen (mind. 10 Personen)
  • Übernachtungen mit Frühstück für Touristen & Radfahrer (Unterstände an den Kajen)

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