Eine Fehlgeburt oder gar der Tod eines Frühchens sind schwerste Schicksalsschläge für werdende Eltern. Der Verein Lillebö e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihnen in dieser dunklen Stunde beizustehen. Mit einfühlsamen Beratungsgesprächen, Trauerbegleitung und verschiedenen Unterstützungsangeboten hilft er Hinterbliebenen von „Sternenkindern“, mit ihrem Verlust umzugehen und Trost zu finden.
Als „Sternenkind“ gelten Kinder, die tot geboren werden oder früh versterben – im Mutterleib, während oder bald nach der Geburt. Betroffene Mütter und Väter fühlen sich in ihrer Trauer oft alleingelassen und unverstanden. Aus diesem Grund hat sich 2020 der Verein Lillebö in Geestemünde gegründet. „Über Sternenkinder wird in unserer Gesellschaft nicht geredet“, erläutert Sabrina Kuiper, erste Vorsitzende des Vereins. „Sie haben keine Präsenz. Wenn ein ausgewachsener Mensch verstirbt, sind Angehörige involviert, es gibt eine Todesanzeige in der Zeitung. Wir wollten einen Ort schaffen, wo diese Kinder erwähnt werden. Wo man, wenn man möchte, hinschauen kann.“
Ersthilfe und langfristige Betreuung
Der Name Lillebö setzt sich zusammen aus dem dänischen Wort „lille“, was klein bedeutet, und dem plattdeutschen „Bö“ für Windstoß. Ein Winzling, der vom Wind davongetragen wird – und die Eltern verwaist zurücklässt. Viele Vereinsmitglieder sind selbst betroffen, andere sind Ehrenamtliche, die das Thema sichtbar machen wollen: darunter Hebammen, drei Psychologinnen, eine Krankenschwester und eine Grafikerin. „Jeder kann auf seine Art helfen“, fasst Nicole Schlesinger zusammen. Als Fotografin hilft sie Eltern bei der akuten Erstversorgung, einen Weg zu finden, wie sie Abschied nehmen können – auf Wunsch auch direkt im Kreissaal.
In ihrem Ehrenamt erlebt sie, dass Eltern aus liebevollen Erinnerungsstücken Kraft schöpfen können: ein friedvolles, letztes Bild von dem Kind, eine Haarlocke. Ihre Kollegin Katrin Schlüter stellt zudem Hand- und Fußabdrücke aus Kunststein her. Durch die plastische Abbildung bleibt die Berührung des kleinen Körpers für immer fühlbar. In den „Sternchenstunden“, den Gruppentreffen für Eltern, werden diese Andenken dann miteinander besprochen. Ein besonders poetischer Ort der gemeinsamen Erinnerung ist jedoch Lillebös virtueller Sternenhimmel: Hier können Eltern einen Stern anbringen und dazu Namen, Geburtsdatum und Familienmitglieder veröffentlichen.
Mit der Trauer umgehen
Lillebö hilft bei der Organisation offizieller Notwendigkeiten, die Betroffene meist überfordern – von Behördengängen bis hin zu einer Bestattung. Der Beratungsdienst setzt bei den praktischen Dingen an: Oft wird Eltern zum Beispiel nicht gesagt, dass die Mutter nach jeder Geburt einen Rückbildungskurs braucht, um sich körperlich zu stabilisieren. Gibt es Geschwister, bereitet die Lillebö-Betreuung das Thema für sie kindgerecht auf. Auch eine ärztliche Diagnose hilft in vielen Fällen, um die quälende Frage nach dem Warum zu klären. „Manche Betroffene wollen vererbbare Störungen ausschließen, einfach um weitere Fehlgeburten zu verhindern“, erklärt Nicole Schlesinger. In anderen Fällen, wenn die Todesursache nicht eindeutig ermittelt werden kann, ist es wichtig, für die schwierige Situation Akzeptanz zu entwickeln.
Bist du auch Sternenpapa oder Sternenmama? Kennst du Eltern von Sternenkindern und möchtest ihnen helfen?
Der Verein Lillebö e.V. steht dir mit einem 24-Stunden-Rufdienst zur Seite:
M 0174 668 19 61 oder übers Festnetz T 04743 322 64 70.