Bremerhavens Schuldezernat nutzt kreative Ansätze gegen den Lehrermangel: Das Lehramtsstipendium unterstützt Studierende unter anderem mit monatlich 600 Euro – wenn sie nach dem Abschluss in den Bremerhavener Schuldienst eintreten wollen. Lukas Trumm hat von dem Lehramtsstipendium profitiert. Und freut sich jetzt auf seine Arbeit an der Leher Astrid-Lindgren-Schule.
Mehr als 70 Stipendien sind seit Start des Programms vor fast sechs Jahren vergeben worden. Bewerben können sich darauf alle Studentinnen und Studenten des Lehramts ab dem dritten Bachelor-Semester. Wer angenommen wird, erhält neben den monatlich 600 Euro zusätzlich Büchergeld, Unterstützung bei der Vermittlung von Praktika und einen sicheren Platz für das Referendariat in Bremerhaven.
„Das Stipendium war eine gute Unterstützung. Ich konnte mich dadurch voll auf mein Studium konzentrieren“, berichtet Lukas Trumm. Ohne die Zahlungen hätte er einen Nebenjob gebraucht. Das Stipendium ist daran gebunden, nach dem Abschluss für mindestens fünf Jahre an Bremerhavener Schulen zu arbeiten. Wer den Job oder Standort vorher wechselt, muss das Geld teilweise zurückzahlen. Lukas Trumm wollte aber sowieso in Bremerhaven unterrichten. Er ist in Langen aufgewachsen und fühlt sich mit der Stadt verbunden.
Goethe-Quartier als Wunschziel
Studiert hat der 27-Jährige an der Universität Vechta die Fächer Deutsch und Sachunterricht für die Grundschule. Währenddessen machte er mehrere Praktika in Bremerhaven. Auch an der Astrid-Lindgren-Schule. „Das ist ein besonderes Einzugsgebiet“, findet er. Es liegt mitten im Goethe-Quartier. Viele der mehr als 230 Schülerinnen und Schüler sprechen Deutsch nicht als Muttersprache, oft kommt die Unterstützung durch die Familie zu kurz. Lukas Trumm fühlt sich hier wohl: „Das ist eine tolle Arbeit und ich kriege von den Kindern viel Wertschätzung – mehr als an anderen Schulen.“
Stadtrat Michael Frost ist von solchen Bekenntnissen junger Menschen zu Bremerhaven begeistert. Er leitet das Schuldezernat der Stadt und hat das Lehramtsstipendium 2018 mit ins Leben gerufen. „Ich muss zugeben, dass ich anfangs durchaus skeptisch war, ob diese Kopplung wirklich attraktiv sein würde – weil ich verstehe, wenn junge Erwachsene erst einmal die Welt entdecken wollen, bevor sie langfristige Entscheidungen treffen“, kommentiert er im Hinblick auf die fünfjährige Bindung an Bremerhaven. Doch die Resonanz auf das Stipendium ist laut Michael Frost sehr positiv. 15 weitere werden diesen Herbst vergeben.
Schuldezernat bietet viele Anreize
Die monatlichen Zahlungen seien ein wichtiger Faktor für die Teilnehmenden. „Daneben schätzen die Stipendiat:innen auch das ,Begleitprogramm‘, das Fortbildungen und Hospitationen an unseren Schulen beinhaltet. Denn wir möchten, dass die Studierenden eine möglichst große Bandbreite der pädagogischen Konzepte unserer Schulen kennenlernen und für sich einen besonders geeigneten Einsatzort finden“, ergänzt Michael Frost. Obwohl das Lehramtsstipendium ein Erfolg ist – es reicht nicht, um den Fachkräftebedarf an den Bremerhavener Schulen zu decken. Weitere Ansätze zur Nachwuchs-Werbung sind zum Beispiel Marketingkampagnen auf Social Media und die Zusammenarbeit mit ausbildenden Universitäten im Nordwesten.
Lukas Trumm findet die Startbedingungen an der Astrid-Lindgren-Schule ideal: Dort hat er sein Referendariat gemacht, kennt das Kollegium und viele der Kinder. „Perspektivisch möchte ich aber auch gerne noch etwas anderes sehen“, sagt er. Falls er Bremerhaven in einigen Jahren wieder verlassen sollte, kann er auf jeden Fall wichtige Erfahrungen für seinen Beruf mitnehmen.