Hunderte von Schiffen reihen sich aneinander: moderne Kreuzfahrtschiffe neben Traditions-Seglern, Container-Riesen neben kompakten Schleppern. Mit diesen Modellen im Maßstab 1:1250 beginnt die neue Dauerausstellung „Schiffswelten – der Ozean und wir“ im Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) und macht die Vielseitigkeit ihrer Themen deutlich. Am 18. Juli öffnet sie für Besucher. Wir haben vorab einen exklusiven Blick hineingeworfen.
Noch wird im Erweiterungsbau des DSM mit Hochdruck gearbeitet. Mehr als 30 Gewerke und Agenturen, erläutert Projektmanager und Kurator Niels Hollmeier, wirken an „Schiffswelten – der Ozean und wir“ mit. 2.800 Quadratmeter Ausstellungsfläche gestalten sie komplett neu. In sechs Themenbereichen steht das Schiff als Instrument zur Nutzung des Meeres im Mittelpunkt. Mehr als 2.000 Exponate aus 200 Jahren Seefahrts-Geschichte sind in der neuen Schau zu sehen. Viele davon erstmals.
Diese Themen zeigt die neue Ausstellung:
- Schiff & Ausrüstung
- Schiffbau
- Forschungsschifffahrt
- Schiff & Umwelt
- Schiff & Physik
Expeditionen zum Anfassen
Allein schon durch seine Größe fällt die begehbare Installation im Zentrum des Erweiterungsbaus sofort auf. Sie ist 34 Meter lang und 13 Meter hoch. Rund 50 Tonnen Stahl und viele Exponate von echten Forschungsschiffen stecken drin. „Wir stellen hier vier verschiedene deutsche Forschungsexpeditionen vor“, erläutert Niels Hollmeier. Angefangen von der Arktis-Reise der „Grönland“ 1868 bis zur MOSAiC-Expedition des AWI von 2019 bis 2020. Und das mit vielen Mitmach-Stationen: „Die Besucherinnen und Besucher können sich zum Beispiel an einem Simulator für ein ROV ausprobieren“, ergänzt Niels Hollmeier. ROVs werden als Unterwasser-Roboter von Forschungsschiffen wie der „Polarstern“ genutzt. Außerdem gibt es Tagebuch- Einträge des Kapitäns der Meteor- Expedition von 1925 bis 1927 zu hören, Leuchtende Farben und großflächige Fotografien sorgen für einen modernen Look. Das stilisierte Forschungsschiff ist begehbar und steckt voller Multimedia-Stationen. in einer Dia-Show erzählen Forschende von ihren Reisen, Bohrkerne können spielerisch ausgewertet werden.
Schifffahrtsmuseum zeigt Entwicklung der Seefahrt
Gleich neben dem Forschungsschiff macht die Ausstellung den Schiffbau erlebbar. Der Weg ist dort flankiert von Baugerüsten und riesigen Fotos, die in den 1950er Jahren auf Hamburger Werften entstanden sind. „Wir zeigen alle Arbeitsschritte vom Konstruktionsbüro bis zum Stapellauf und den Lebenszyklus bis zum Abwracken“, fasst Niels Hollmeier zusammen. Zu sehen sind Schiffsmodelle und Arbeitsgeräte von der Werft. Außerdem gibt es ein interaktives Werft-Modell. Wie die Wasserfahrzeuge im Laufe der Geschichte angetrieben werden, zeigt der Bereich „Schiff & Ausrüstung“. Angefangen vom Segel über die Dampfmaschine bis zum modernen „Green Shipping“. Dampfmaschinen sind ebenso ausgestellt wie Elemente des einzigen deutschen Atomschiffs „Otto Hahn“ – unter anderem ein Brennstab-Halter. Auch weitere Ausrüstungs-Gegenstände wie Signaltechnik und Rettungsmittel sind Thema.
Wal-Skelett und Bergbau-Greifer
Im Bereich „Schiff & Umwelt“ erwartet die Besucher ein alter Bekannter. Von der Decke hängt wie in den vorherigen Ausstellungen das 18 Meter lange Skelett eines Pottwal-Bullen. Das passt nämlich genau in den vermittelten Wissensbereich. Denn Walfang und Fischerei gehören ebenso dazu wie Tiefsee-Bergbau und Biodiversität. „Schiff & Physik“ greift die Naturgesetze rund um die Fortbewegung im Wasser auf: Gezeiten, Auftrieb, Kraft, Geschwindigkeit. Die extremen Bedingungen auf dem Meer sollen so greifbar werden.
Schifffahrtsmuseum plant weitere Ausstellung
Rund 10,5 Millionen Euro hat das DSM für die Konzipierung und Einrichtung von „Schiffswelten“ investiert. Nach mehreren Sonderausstellungen im Erweiterungs- Bau soll „Schiffswelten“ jetzt für viele Jahre dort zu sehen sein. Weiterhin geöffnet ist die Ausstellung rund um die mittelalterliche Kogge. Ergänzend dazu soll auch im Scharoun- Bau, dem Ursprungs-Haus des DSM, wieder eine neue Dauerausstellung entstehen. Unter dem Namen „An Bord – Schiffe verändern die Welt“ wird sie sich auf die Interaktion zwischen Menschen und Schiffen konzentrieren. Dazu gehören unter anderem Handel und Krieg, Seenot und Rettung sowie Passagierschifffahrt und Navigation. Derzeit ist der Scharoun-Bau geschlossen. Für die Umsetzung dieser Ausstellung müssen noch Mittel eingeworben werden. Die „Schiffswelten“ im Erweiterungsbau sind ab 18. Juli täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Außerdem können die Kogge-Halle und die Schiffe im Museumshafen besichtigt werden.