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Fischtown-Pinguins Goalie Maximilian Franzreb©kelling
©kelling

Zum dritten Mal wurden die Fischtown Pinguins kürzlich von einer Bremer Jury zur „Mannschaft des Jahres“ gekürt. Thomas Popiesch erhielt den Titel „Trainer des Jahres“ und Torhüter Maxi Franzreb war als „Sportler des Jahres“ nominiert. Die gesamte Saison verlief für die Bremerhavener sagenhaft! Wir trafen den erfolgreichen Pinguins-Goalie kurz vorm DEL-Halbfinale in der Eisarena und wollten wissen, was ihm sein Verein bedeutet, wie er mit Druck umgeht und welche sportlichen Werte er an seine Tochter weitergibt.

MOIN-Redaktion: Maxi, ihr hattet dieses Jahr schon viel zu feiern. In welchem Outfit fühlst du dich wohler? In einem gut geschnittenen Maßanzug oder in deiner Eishockey-Ausrüstung?

Maxi Franzreb: In meiner Eishockey-Ausrüstung! Da ist alles schön weit.

Ist deine Sport-Ausrüstung nicht sehr schwer?

Ja, wenn sie nass wird, dann schon. Aber das Material wird von Jahr zu Jahr leichter. Als ich Kind war, bestand die Ausstattung noch aus echtem Leder. Da hat sich immer alles vollgesogen, auch der Schaumstoff darunter. Aber heute spürst du die Ausrüstung fast gar nicht mehr. Ist alles Hightech und ultraleicht.

Was findest du, zeichnet euch als „Mannschaft des Jahres“ aus?

Die Fans gehören mit zur Mannschaft, die sind bei uns der „siebte Mann“. Du gehst in die Stadt und die Menschen reden einfach gern mit dir. Du kommst zum Training und fühlst dich wie in einer Familie. Jeder neue Spieler wird super aufgenommen, jeder wird sofort ins Herz geschlossen. Das macht es leicht, das aufs Eis zu spiegeln. Wir geben nie auf, wir nehmen nie den Fuß vom Gas. Und es macht Spaß, selbst, wenn man zehn Stunden im Bus sitzt. Man hat immer Themen zum Reden.

Redet ihr Spieler dann mehr über Sport oder über Privates?

Viel Privates. Das eine ist ja Arbeit, da willst du dich auch mal über was anderes unterhalten. Es ist schön, dass wir uns auch außerhalb der Eishalle gut miteinander verstehen. Dann triffst du dich auf dem Wochenmarkt, trinkst einen Kaffee, die ganzen Familien sind da, die Kinder spielen zusammen. Da geht’s dann nicht um Eishockey, sondern ums normale Leben. Wir sind sehr familiär miteinander: Du kannst nachts einen Spielerkollegen anrufen und der würde für dich ins Auto steigen und dich abholen.

Dein Vater war ebenfalls Eishockey-Torwart. Wolltest du immer schon in seine Fußstapfen treten?

Naja, was heißt „Fußstapfen“? Ich glaub, ich hab meine eigenen schon ganz gut hinterlassen. Aber klar, mein Papa hat mich zum Eishockey gebracht. Er hat mir zwar gesagt: „Geh nicht ins Tor! – Ich hab aber gesagt: „Was anderes möchte ich nicht machen.“

Wieso wollte er dir davon abraten?

Er wusste ja selbst wie das ist: Am Ende des Tages kann immer nur einer spielen und du bist halt der, der die Spiele entscheidet. Entweder du bist der Held oder du bist der Depp. Als Torwart ist die Herausforderung eher mental als körperlich.

Maxi Franzreb – kurz & knapp

  • Meine Stärken: Ich bin immer ruhig, gelassen, lasse alles auf mich zukommen und denke immer im Team.
  • Meine Schwächen: Wenn ich etwas nicht sofort hinkriege, kann ich manchmal sehr ungeduldig sein.
  • Mein Lebensmotto: Jeden Tag genießen. Niemand kann in die Zukunft schauen.
  • Das mag ich besonders an Bremerhaven: Ganz Bremerhaven ist für mich ein besonderer Ort. Ich bin gern an der Küste. Ich hab hier meinen Durchbruch geschafft. Meine Tochter ist hier geboren. Schön, hier zu sein!
  • Was ich in Bremerhaven unbedingt noch machen oder sehen will: Das U-Boot besichtigen. Das habe ich bislang noch nicht geschafft!

Du bist selbst Vater einer kleinen Tochter. Gibt es irgendwelche sportlichen Werte, die du auf ihre Erziehung überträgst?

Ich möchte, dass sie für Vieles offen ist. Dass sie anderen gegenüber nicht abgeneigt ist, auch wenn ihr gerade etwas nicht passt. Gerade kleine Kinder fallen oft hin und weinen viel. Leni soll aber lernen: Jedes Mal aufstehen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Du kannst alles schaffen, wenn du willst. Außerdem ist mir wichtig, dass sie Kind sein kann und das Leben genießt. Kinder werden heute zu früh erwachsen. Sie soll sich damit Zeit lassen dürfen und ihren eigenen Weg gehen. Wir stehen immer hinter ihr und fangen sie auf.

Könntest du dir auch vorstellen, Hausmann zu sein oder Elternzeit zu nehmen?

(Lacht:) Wenn das so einfach wäre, hätte ich das schon gemacht! Mir würde das nichts ausmachen, nach meiner Karriere zu Hause zu bleiben. Ich würde mich darauf freuen, aber man darf es auch nicht unterschätzen. Wo ich jetzt fünf Monate verletzt war, habe ich gesehen, was meine Frau alles zu Hause leistet. Viele belächeln das, aber so ein kleines Kind ist auch nicht immer ohne. Und zwei Hunde haben wir auch. Ist immer was zu tun.

Würdest du nach deiner Spieler-Karriere gern im Sport-Business bleiben?

Da gibt’s viele Optionen. Trainer wäre ich nicht gern. Du kannst von einen auf den anderen Tag draußen sein. Du ziehst außerdem oft um – will man das den Kindern zumuten? Schön wäre ein geregelter Tagesablauf, vielleicht irgendwo, wo man viel mit Kindern zu tun hat. Eine Ausbildung zum Physiotherapeuten wäre auch interessant. Auch wenn ich froh bin, dass ich jetzt endlich wieder auf dem Eis stehe – man muss sich frühzeitig Gedanken machen, was nach der Sport-Karriere kommt.

Maxi Franzreb, vielen Dank für das Interview!

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