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Sie leiten gemeinsam das Familienunternehmen: (v.l.) Patrick, Jan-Henrik und Frederick Fiedler. ©kelling
(v.l.) Patrick, Jan-Henrik und Frederick Fiedler. ©kelling

Für Jan-Henrik (42), Frederick (40) und Patrick (36) Fiedler stand früh fest, dass sie später im Familienbetrieb arbeiten wollen. Schon als Kinder packten sie mit an. Heute sind alle drei Geschäftsführer des Unternehmens. Wir haben mit ihnen über Räucher-Tradition, Zukunftsentscheidungen und die Zusammenarbeit unter Geschwistern gesprochen.

Geschäft im Netz wächst kräftig

Das Weihnachtsgeschäft ist bewältigt – jetzt steht schon wieder der Versand zu Ostern an. „Das ist immer der Wahnsinn, was dann hier los ist. Wir packen an sieben Tagen die Woche von morgens bis nachts Pakete“, erklärt Patrick Fiedler. Nach ganz Deutschland gehen die Räucherfisch-Spezialitäten aus Bremerhaven. Der Anteil des Online-Shops daran hat während der Corona-Pandemie einen kräftigen Schub erhalten.

Investition in Online-Shop

„Vor Corona haben wir noch einmal investiert und jetzt hat sich der Umsatz vervierfacht“, berichtet Frederick Fiedler. Die Kunden kommen aus ganz Deutschland. Viele Bestellungen gehen in die Mitte und in den Süden des Landes. Die Auswertung zeigt auch, dass ein Viertel der Besteller unter 30 Jahre alt ist. „Die jüngeren Leute kochen wieder mehr selbst und trauen sich auch an Fisch ran“, sagt Frederick Fiedler.

Räucherei in dritter Generation

Für die drei Brüder gehört Fisch schon immer zum Alltag. Das Familienunternehmen besteht in der dritten Generation. 1948 gründete ihr Großvater die Räucherei in seiner Garage in Wulsdorf. Sie wuchs schnell und verschickte ihre Ware schon früh – ganz analog – per Express in das ganze Land. Vater Hans-Joachim Fiedler brachte den Betrieb 1988 in den Fischereihafen, als das Areal um die Packhalle IV noch brachlag und über einen Abriss nachgedacht wurde. Er wirkte maßgeblich an der Entstehung des 1992 eröffneten
„Schaufenster Fischereihafen“ mit.

Fiedler als Familienunternehmen

Jan-Henrik, Frederick und Patrick packten schon als Kinder Räucherfisch und halfen bei der Zubereitung. „Wir hatten alle auch Lust dazu und es war unser Ziel, hier später zu arbeiten“, erinnert sich Frederick. Die Grundvoraussetzung dafür: Ihre Ausbildung sollten sie nicht im elterlichen Unternehmen machen – sonst seien sie immer nur „die Söhne vom Chef“, so die Befürchtung des Seniors. Jan-Henrik lernte Koch in einem Sterne-Restaurant, Frederick absolvierte eine Ausbildung zum IT-Kaufmann und Patrick zum Mediengestalter.

©kelling

Drei Geschäftsführer mit unterschiedlichen Schwerpunkten

Nach dem Abschluss der Ausbildung stieg jeder in den elterlichen Betrieb ein. Aber erst einmal in der Produktion – Fische ausnehmen, räuchern, Marinaden anfertigen, Mülleimer ausleeren. „Damit wir die Produkte und Abläufe kennen, mitreden können – und damit die Mitarbeiter sehen, dass wir auch etwas leisten“, fasst Patrick Fiedler zusammen. Danach durchliefen alle die Ausbildung zum Technischen Betriebswirt. Später konnten sie ihr Talent und ihr in der Ausbildung gelerntes Fachwissen in verschiedene Bereiche des Unternehmens einbringen.

Fiedler-Brüder begegnen sich mit Offenheit und Respekt

Anfangs noch gemeinsam mit den Eltern, seit dreieinhalb Jahren als alleinige Geschäftsführer. „Jan-Henrik hat die Gastronomie übernommen. Freddie ist der Zahlenmensch, der Büro, Einkauf, Preiskalkulation und so weiter managt. Und ich bin Allrounder für den Kontakt nach draußen, für den Einzelhandel, die Produktion und das Personal“, zählt Patrick Fiedler auf. Jeder hat sein Fachgebiet und seinen eigenen Bereich, den er leitet. „Wir besprechen uns gemeinsam, jeder bringt Ideen für alle Bereiche ein. Das klappt sehr gut“, findet Jan-Henrik Fiedler. Natürlich sind die drei Brüder nicht immer einer Meinung. Aber Probleme ließen sich jederzeit offen ansprechen.

Fiedler ist als Unternehmen breit aufgestellt

Nicht nur die Geschäftsführung aus drei Brüdern macht Fiedlers Meeresdelikatessen zu einem besonderen Unternehmen. Mit der Manufaktur, Groß-, Einzel- und Versandhandel sowie der Gastronomie ist es breit aufgestellt. Und hat einen hohen Wiedererkennungswert. „Wir wollen den Besuch oder Einkauf zum Erlebnis machen. Damit unsere Kunden zu ihren Freunden sagen: Da musst du auch mal hin, das ist echt was anderes“, erläutert Patrick Fiedler.

Besuch als Erlebnis

Ausgangspunkt dafür war die komplette Umgestaltung des Fischgeschäfts unter dem Motto „Fiedlers Fischmarkt Anno 1906“ Mitte der 2000er. Vater Hans-Joachim brachte seine Liebe für Antiquitäten ein – und den Wunsch, das Geschäft nicht mit moderner Kühle, sondern in Verbindung mit Tradition und Handwerk zu präsentieren. Dieses Konzept hat sich bewährt: Der Fischmarkt erhielt mehrere Preise, unter anderem als schönster Einzelhandel Deutschlands. Auch Fiedlers weitere Lokalitäten folgen der Richtlinie. Sie stecken voller Antiquitäten und liebevoller Details. Dabei werden aber moderne Ansprüche bedient.

Rezept nach alter Tradition

So stehen die drei Geschäftsführer zwischen der Tradition ihres Familienunternehmens und den Herausforderungen der Zukunft. Nach ihrer Übernahme des Betriebs modernisierten sie Büros und Personalräume, um den Bedürfnissen der rund hundert Mitarbeiter in Zeiten des Fachkräftemangels besser gerecht zu werden. „Aktuell ist unsere größte Aufgabe, die vorhandenen Geschäftszweige zu strukturieren und alles produktiver und effektiver aufzubauen“, sagt Frederick Fiedler. Eines soll aber auf jeden Fall so bleiben wie zu Großvaters Zeiten: Das Rezept für den Räucherfisch. Rauch vom Buchenholz, Meersalz, frischer Fisch und gekonnte Handarbeit – nicht mehr, aber auch nicht weniger

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