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Vom eingängigen Musical über den kunstvollen Ballettabend bis hin zum aufwühlenden Drama: Das Stadttheater Bremerhaven bietet auch in dieser Spielzeit wieder ein breit gefächertes Programm. Wir haben mit Intendanten Lars Tietje über die kommenden Highlights und die Besonderheiten des Stadttheaters gesprochen.

Herr Tietje, wie ist das Stadttheater in die neue Spielzeit gestartet?

Die erste Premiere war „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist. Ein Klassiker, der als Stück sehr gut gebaut ist und eine sehr schöne Sprache hat. Es geht darin um die zeitlose Frage der Gerechtigkeit. Es wird Recht gesprochen, aber die Wahrheit kommt nicht unbedingt ans Licht. Das ist immer spannend. Dann kommt das Musiktheater mit „Tosca“. Das ist eine der meistgespielten Opern weltweit – auch, weil die Musik so wahnsinnig toll ist. Eine typisch tragisch-dramatische Operngeschichte mit ergreifender Musik, die zu Herzen geht.

Gerade hat „Spamalot“ Premiere gefeiert – ein Stück, das Sie unbedingt nach Bremerhaven holen wollten. Warum?

Bei „Spamalot“ gehen wir davon aus, dass viele Vorstellungen gut besucht sein werden. Überall, wo es bisher gespielt wurde, ist es wahnsinnig gut gelaufen. Es ist im Prinzip die Geschichte aus dem Monty-Python-Film „Die Ritter der Kokosnuss“. Das Stück versucht aber nicht einfach nur, den Film für die Musical-Bühne zu adaptieren. Es bringt auch eine kitschige Musical-Persiflage mit hinein. Das macht es ziemlich witzig. Meine Erfahrung ist, dass zu diesem Stück auch Leute kommen, die sonst nicht regelmäßig ins Theater gehen. Einfach, weil es Monty Python ist. Die Gags sind unkaputtbar.

Welche Stücke sollen speziell die jüngeren Zuschauer ansprechen?

Das Weihnachtsmärchen ist immer die besucherstärkste Produktion des Jahres. Dieses Mal machen wir „Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner. Das wird total schön im 60er-Jahre-Look inszeniert. Ganz spannend ist unsere erste Premiere im jungen Theater „JUB“. Eine Uraufführung des Stücks „Glanz“. Darin geht es um die aus der Netflix-Serie bekannte Hochstaplerin Anna Sorokina. Für die ganz Kleinen haben wir „Platsch“ im Programm. Das Stück findet ohne Sprache statt, es regt zum Wahrnehmen an: wie klingt Wasser, wie riecht Wasser, wie fühlt es sich an … das ist immer sehr lustig und jede Vorstellung auch sehr unterschiedlich.

Was steht abseits von Schauspiel und Musik-Theater auf dem Programm?

Ganz Bremerhaven wartet immer auf unsere Ballett-Premieren. Als erstes kommt „Seelen“. Das ist ein dreiteiliger Ballettabend, der nicht immer eine eindeutige Geschichte erzählt. Das zweite Ballett-Stück wird etwas konkreter vom Titel: Bei „Die vier Jahreszeiten“ von Vivaldi kennt jeder die Musik. Da nehmen wir aber eine Version von Max Richter, die unser Philharmonisches Orchester live spielt. Die ist etwas anders instrumentiert und es gibt rhythmische Verschiebungen. Und die Tänzer können diese Brechungen auf der Bühne zeigen. Das macht es besonders spannend.

Ganz neu war in der vergangenen Spielzeit die Sommerbühne auf dem Theaterplatz. Wie ist dieses Format angekommen?

Das Publikum hat es sehr gut angenommen. Ich denke, es ist das richtige Format für Bremerhaven. Meine Erfahrung ist, dass so etwas wächst, wenn wir es mit Leben füllen. Bei unserer ersten Sommerbühne gab es viele Ecken, an denen es noch geknirscht hat. Aber alle haben dafür gesorgt, dass es trotzdem geklappt hat. Und waren hinterher – zu Recht – wahnsinnig stolz darauf. Von Ende Mai bis Ende Juni 2024 findet die zweite Auflage statt. Das zentrale Theaterstück soll ein breites Publikum ansprechen und für einen schönen Sommerabend geeignet sein. Da ist „Romeo und Julia“ einfach ein passender Stoff.

Für Sie ist es die dritte Spielzeit als Intendant am Stadttheater Bremerhaven. Wie haben Sie das Haus und die Stadt kennengelernt?

Es ist ein Haus, das mit viel Engagement eine tolle Leistung bringt. Ich weiß nicht, ob es noch ein Theater gibt, dass mit so wenig Personal so einen aufwändigen und umfangreichen Spielplan auf die Bühne bekommt. Bremerhaven zeichnet sich durch eine hohe Verbundenheit der Menschen mit ihrem Theater aus. Total schön ist die Mischung aus Respekt und Begegnung auf Augenhöhe. Die Menschen hier sind ehrlich, auch mit sich. Deshalb müssen wir uns immer besinnen, für wen wir Theater machen. Wir wollen ein Theater für alle schaffen.

Das Programm des Stadttheaters hat noch viel mehr zu bieten. Hier geht es direkt zum Spielplan.

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