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Dass Nachhaltigkeit für die Stadtbäckerei Engelbrecht eine große Rolle spielt, sieht man der Unternehmenszentrale an der Bremerhavener Feuerwache schon von außen an. Seit 2017 sorgt dort eine umfangreiche Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und an den Fassaden für sauberen Strom. Auch in anderen Bereichen verknüpft Geschäftsführer Gerd Engelbrecht technische Entwicklung und Innovationen mit der Handwerks-Tradition.

Gut 12 Prozent des eigenen Strombedarfs kann Engelbrecht mit der Photovoltaik-Anlage abdecken. „Die Öfen laufen überwiegend, wenn es noch dunkel ist“, erklärt Gerd Engelbrecht. Deshalb sind an der Süd- und an der Ostseite des Verwaltungsgebäudes Solarpaneele angebracht: So fangen sie möglichst früh die ersten Sonnenstrahlen ein. Der Strom wird aber hauptsächlich für Kühlung und die Produktion in der Spätschicht genutzt. Auch die drei Elektro-Fahrzeuge der Bäckerei werden damit betankt. Und das private E-Auto von Gerd Engelbrecht.

Nachhaltigkeit hat für den 55-Jährigen viele Facetten. „Wir produzieren als regionales Unternehmen in Bremerhaven für Bremerhaven und umzu. Wir arbeiten mit norddeutschen Lieferanten zusammen und nutzen regionale Rohstoffe, soweit das möglich ist“, erläutert der Bäckermeister und Konditor. Das spart lange Transportwege. Manche Rohstoffe müssen aber von weiter weg importiert werden: „Rosinen aus Norddeutschland gibt es halt nicht“, sagt Gerd Engelbrecht.

Von und für Menschen von hier

Die Regionalität zeigt sich ebenfalls bei den Mitarbeitenden. Rund 300 Menschen sind bei der Stadtbäckerei Engelbrecht angestellt. 15 Auszubildende lernen dort vier Berufe. Das Betriebsklima ist familiär. Gerd und Ehefrau Sabine Engelbrecht kennen alle Beschäftigten persönlich und sind per du. „Es ist für uns wichtig, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und zu bleiben“, sagt der Bäckermeister – auch im Hinblick auf den aktuellen Fachkräftemangel.

Bei der Verpackung der Backwaren setzt das Unternehmen auf Papier und bietet auch wiederbefüllbare Kaffeebecher an. Außerdem bekommen Backwaren, die trotz gut geplanter Bestellung am Abend übrig bleiben, noch eine zweite Chance. In Bremerhaven betreibt Engelbrecht seit Jahrzehnten zwei Geschäfte, die „das Gute von gestern“ zum halben Preis anbieten. Das Unternehmen spendet darüber hinaus regelmäßig Gebäck an gemeinnützige Vereine, die Tafel und das Hospiz Bremerhaven.

Jeden Tag frisch aus dem Ofen

In den Bäckereifachgeschäften liegen keine Backwaren vom Vortag aus. „Bei uns werden jeden Tag 90 verschiedene Produkte frisch gebacken und garantiert nur einen Tag verkauft“, so der Geschäftsführer. Und das nach eigenen Rezepten, mit eigenen Zutaten und ohne Fertigmischungen oder Fertigteig.
Darauf legt Gerd Engelbrecht als Bäcker in vierter Generation Wert: „Viele Kunden kennen uns und unsere Produkte schon sehr lange.“ Die „Meisterstücke“ zum Beispiel sind schon seit Jahrzehnten im Sortiment. Da müsse der gewohnte Standard gehalten werden – bei der Qualität und bei der Frische.

Die Bäckerei Engelbrecht feiert in diesem Jahr ihr 120-jähriges Bestehen. Für Gerd Engelbrecht war es schon früh klar, dass er auch Bäcker werden will. Wie sein Vater, sein Großvater und Urgroßvater. „Das war für mich selbstverständlich, ganz ohne Zwang“, erinnert er sich. Seine Ausbildung zum Bäckermeister und Konditor absolvierte er in Bremen und Hannover. 1992 kam er dann zurück in den elterlichen Betrieb. Seit 1995 ist er Geschäftsführer.

Die Nachfrage verändert sich

In dieser Zeit modernisierte er das Familienunternehmen in vielerlei Hinsicht. Als großen Meilenstein bezeichnet Gerd Engelbrecht den Bau der großen, modernen Backstube an der Feuerwache. Die Anzahl der Filialen wuchs von 11 auf heute 25. „In den 2000ern haben wir auch angefangen, unsere Läden umzustellen. Das ganze Sortiment mit den belegten Brötchen ist viel größer geworden, die Kaffee-Spezialitäten kamen dazu“, erinnert er sich.

Die Aufgabe der Bäckerei hat sich verändert und passt sich aktuellen Trends und den Lebensgewohnheiten der Kunden an. „Wir wollen modern und attraktiv bleiben, aber auch unsere Wurzeln nicht vergessen“, fasst Gerd Engelbrecht zusammen. Diese Wurzeln sind das Bäcker- und Konditorhandwerk im Familienbetrieb.

Bleibt Engelbrecht denn auch in der nächsten Generation ein Familienbetrieb? „Es sieht im Moment so aus“, antwortet Gerd Engelbrecht vorsichtig. Sein Sohn macht gerade eine Bäckerlehre kombiniert mit einem Studium. Und auch die Tochter arbeitet neben ihrem BWL-Studium häufig im elterlichen Unternehmen mit. „Auch ganz ohne Zwang“, wie Gerd Engelbrecht lachend betont.

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