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Als Kind war Sigward Glomb oft im Büro seines Vaters. Früh lernte er den Tagesablauf in einer Speditionsfirma kennen. „Für mich war schon als kleiner Junge sonnenklar, dass ich später in seine Fußstapfen treten würde.“ Im persönlichen Gespräch erzählt Sigward Glomb von den Anfängen der GCD Glomb Container Dienst GmbH in Bremerhaven und erklärt, warum seine Lkw-Flotte knallig pink lackiert ist.

Vom kleinen Familienbetrieb zum Logistik-Riesen

Auch den jüngeren Bruder, Matthias Glomb, zog es in den elterlichen Betrieb. Er absolvierte eine Ausbildung als Schifffahrtskaufmann, Sigward Glomb wurde Speditionskaufmann. Der Vater ließ den beiden die freie Wahl, aber 1988 stiegen die Söhne in seine Firma ein. Damals waren es noch zehn Mitarbeiter, „Wir wurden sofort in alle Belange und Entscheidungsprozesse mit einbezogen. Die Firmengröße war ja noch überschaubar.“ 2002 übernahmen Sigward und Matthias Glomb offiziell den Betrieb ihres Vaters. Heute sind es 170 Angestellte. Leider erlebte der Vater die Sanierung und Fertigstellung des Firmengebäudes nicht mehr. „Aber er war schon stolz auf uns Jungs“, resümiert Sigward Glomb junior.

Eine Farbe als Erfolgsmotor

Einmal gab es jedoch eine größere Diskussion: Als Sigward Glomb zum ersten Mal eine komplette LKW-Flotte in knalligem Pink in Auftrag gab. Genau das „Think Pink“, das mittlerweile das Markenzeichen des Logistikunternehmens ist. Die Reaktion des Seniors: „Das hast du nicht wirklich gemacht!“ Doch der Erfolg gab dem zielstrebigen Sohn recht. Denn jahrelang hatte sich der Familienbetrieb mit „widerrechtlich benutzten“ Fahrgestellen herumschlagen müssen – und mit der Suche nach ihnen.

„Damals war es relativ leicht, mit einem fremden Chassis vom Gelände zu fahren. Alle sahen gleich aus und jeder LKW-Fahrer wollte Zeit sparen“, erklärt der 57-Jährige. Anfangs lackierte Familie Glomb die Fahrgestelle selbst mit pinker Farbe. Die Signalfarbe wirkte tatsächlich abschreckend auf Langfinger. Schließlich traute sich die Geschäftsführung, die Farbe zur DNA des Unternehmens werden zu lassen.

Selbstbewusst polarisierend

Ein paar Menschen gibt es immer wieder, die sagen: „Nie im Leben würde mir einfallen, einen pinken LKW zu fahren!“ Sigward Glomb entgegnet dann nur: „Muss jeder selbst wissen, ob es ihm wichtiger ist, welche Farbe sein Fahrgestell hat, oder ob er sein Gehalt pünktlich auf dem Konto hat.“ Ein japanischer Geschäftspartner bekräftigte den Entschluss, auch bei den Visitenkarten und der Inneneinrichtung auf Pink zu setzen. In Japan gilt Pink als sehr positive und sogar männliche Farbe. Der europäische Kulturkreis tickt anders.

„Think Pink“ – mit grüner Note

Widersprüchlich erscheint auch für viele, dass Glomb Container Dienste das Thema Umweltschutz sehr hoch hängt. Glomb gehört zu den Pionieren: Bereits 2008 wurde der Logistiker mit dem „Green Freight & Logistic Award“ ausgezeichnet. Aktuell erfüllt die gesamte Fahrzeugflotte die Schadstoffnorm EURO 6, also den höchsten Standard. Per Prämiensystem werden die LKW-Fahrer motiviert, besonders spritsparend zu fahren. Und die Geschäftsführung hat bereits mehrere Hybrid- und E-Fahrzeuge in Betrieb genommen. Demnächst sollen auch E-Lastwagen folgen.

Der Förderantrag für eine E-Ladestation wurde bereits 2022 gestellt. Sigward Glomb hofft, dass seine ökologischen Bestrebungen endlich Realität werden. Auch wenn er damit ein Risiko fährt: „Wir haben ebenfalls vor, in umweltfreundliche wasserstoffbasierte Antriebstechnik zu investieren. Aber wer weiß, ob das tatsächlich die Zukunft ist?“

Bremerhavener aus Überzeugung

Die Zukunft haben vor allem die Kinder und Neffen von Sigward Glomb vor sich. Der 24-jährige Sohn Fridtjof hat ein duales Studium in Informatik im Familienbetrieb angefangen. Sigward Glombs Neffe Julius ist mit 22 Jahren bereits Prokurist bei GCD. Sein 20-jähriger Bruder Flinn macht eine Ausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistik. Tochter Wencke studiert in Hamburg International Management/Internationale BWL. Die 21-Jährige tritt noch dieses Jahr ein Auslandssemester in Australien an.

Für das Familienoberhaupt, das sich selbst als eine Art Helikoptervater bezeichnet, eine emotionale Herausforderung. „Ich hoffe, sie lernt dort nicht die Liebe ihres Lebens kennen und will plötzlich dableiben!“, lacht der gebürtige Bremerhavener. Er selbst hat nie für mehrere Monate oder gar Jahre im Ausland gelebt. Es gab nie den richtigen Zeitpunkt. „Heute könnte ich mir in den Allerwertesten beißen, dass ich das versäumt habe!“, gibt Sigward Glomb zu. „Aber ich bin felsenfest überzeugt: Ich wäre immer wieder nach Bremerhaven zurückgekommen.“

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