Transgourmet Seafood ist einer der führenden Großhändler für Fisch und Meereskost im deutschsprachigen Raum und unterhält außerdem ein Schulungszentrum zu vielfältigen Themen rund um den Fisch. Der langjährige Geschäftsleiter Ralf Forner (im Bild links) hat Anfang dieses Jahres seinen Posten an Thierry Stauffenegger übergeben. Der gebürtige Schweizer ist gelernter Koch und seit fast 25 Jahren im Fischgroßhandel tätig. Wir haben mit ihm über Standortvorteile, Potenziale und natürlich über Fisch gesprochen.
Herr Stauffenegger, Sie kommen aus der Schweiz. Wie kamen Sie da zur Leidenschaft für Fisch und wie dann auch noch an die Nordseeküste?
Das hat schon früh begonnen. Als gelernter Koch war für mich der Poissonier,also der Fischkoch, die Königsdisziplin. Da konnte ich mich mit Fisch und Seafood kreativ austoben, so hat sich meine Faszination dafür entwickelt. Als ich 2001 vom Herd in den Einkauf wechselte, konnte ich dort glücklicherweise mit Fisch und Seafood weiterarbeiten. So begleitet mich der Fisch schon fast mein ganzes Arbeitsleben. Nach Bremerhaven kam ich 2024, nachdem ich die Hamburger Feinfrost GmbH in Hamburg 2023 als Geschäftsführer übernommen habe.
Ihr Vorgänger Ralf Forner hat Transgourmet Seafood aufgebaut und mehr als 20 Jahre geleitet. Treten Sie da ein leichtes oder ein schweres Erbe an?
Sowohl als auch. Einerseits übernehme ich eine höchst professionelle Organisation, was den Einstieg natürlich erleichtert. Andererseits sind die aktuellen Zeiten im Seafoodbereich sehr unbeständig, was die zukünftige Entwicklung auch sehr anspruchsvoll macht. Aber ich freue mich auf die Herausforderung, Transgourmet Seafood in dieser dynamischen Umgebung weiterzuführen und erfolgreich zu gestalten.
Transgourmet Seafood ist ein großer Player im europäischen Fischhandel. Wie entscheidend ist der Standort hier im Bremerhavener Fischereihafen dafür?
Das werde ich witzigerweise immer wieder gefragt. Tatsächlich gibt es hier mehrere entscheidende Faktoren: Erstens bietet Bremerhaven Zugriff auf ein Netzwerk hochspezialisierter Fischverarbeiter, Räuchereien und Marinaden-Hersteller. Zweitens ist die Stadt eine zentrale Drehscheibe für Fisch aus den nördlichen Gebieten, wodurch wir Zugang zu hochwertigstem Fisch haben. Wir profitieren außerdem sehr vom Engagement der Stadt im Bereich Fisch und Seafood und sind da im regelmäßigen Austausch. Deshalb ist der Standort Bremerhaven für mich auch definitiv gesetzt.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie persönlich noch für Transgourmet Seafood?
Aktuell arbeiten wir an einer neuen Umschlagsplattform im Frankfurter Raum, die uns ermöglicht, unsere Kunden im Süden Deutschlands noch besser und schneller zu beliefern. Zusätzlich haben wir gemeinsam mit dem Frischeparadies, Selgros und Transgourmet einen zentralen Einkauf für Fisch und Seafood hier in Bremerhaven etabliert. Dadurch decken wir den Bedarf der gesamten Unternehmensgruppe über diesen Standort ab. Wir sehen auch zukünftig noch weiteres Potenzial, an dem wir kontinuierlich arbeiten, um unseren Kunden auch weiterhin den besten Service bieten zu können.
Transgourmet Seafood hat sich mit der Eigenmarke Natura auch einen Namen für Bio-Qualität und Nachhaltigkeit gemacht. Ist das eher eine Nische oder ein Wachstumsmarkt, der auch das Zeug zum neuen Hauptstandbein hat?
Natura ist mit rund 300 zertifizierten Bio-Artikeln natürlich ein wichtiger Bestandteil unseres Sortiments und für viele Kunden auch ein wichtiger Aspekt um mit Transgourmet zusammenzuarbeiten. Das heißt, das Natura- Sortiment zieht Kunden an, die sich deshalb aktiv für uns entscheiden.
In Bremerhaven wurden seit 2017 insgesamt 173 Fisch-Sommeliers ausgebildet – ein wichtiger Punkt für die Fischbranche nicht nur in Deutschland. Wollen Sie diese anerkannte IHK-Ausbildung weiterführen?
Definitiv ja! Wir haben aktuell die Anmeldung für 2026 geöffnet und es sind noch Plätze frei, für die man sich anmelden kann. Wir nehmen aber nur rund 25 Personen auf, weil es ein sehr umfangreicher und intensiver Kurs ist. Aber wir wollen das definitiv weiterführen.
Der Bremerhavener Fischereihafen ist eines der europäische Lebensmittelzentren – speziell für Fisch. Wo sehen Sie in der Struktur des Gewerbegebietes noch Entwicklungspotenzial, zum Beispiel der Logistik oder räumlich? Wollen Sie wachsen?
Wachstumsbedarf sehen wir aktuell eher nicht. Auch weil unsere Logistik ja durch die neue Umschlagsplattform effektiver strukturiert wird. Generell wäre im Logistikbereich im Fischereihafen aber aus meiner Sicht ein bisschen mehr Wettbewerb wünschenswert.
Transgourmet Seafood beliefert den Großhandel und die Gastronomie – hätte durch die Vielfalt des Angebots aber durchaus das Potenzial, sich auch für Endverbraucher zu öffnen. Ist das eine Perspektive für die Zukunft, Transgourmet- Produkte auch in der Kühltruhe oder an der Fischtheke im Supermarkt zu finden?
Wir sind ein Vorstufenlieferant für die Transgourmet Deutschland und deren Schwestern und Töchter. Wir beliefern den Foodservice, Großhandel und Gastronomie, aber über unsere Vertriebsorganisationen. Über die beliefern wir auch schon den Lebensmittel-Einzelhandel mit frischem Fisch und Tiefkühlware.
Haben Sie schon einen Lieblingsort in Bremerhaven?
Es gibt so viele schöne Orte. Was mich besonders beeindruckt, sind die Museen und das Klimahaus. Aber auch im Fischereihafen und rund um den Fischbahnhof ist es sehr schön. Aber ich habe keinen expliziten Lieblingsort in Bremerhaven.
Und was ist Ihr Lieblingsfisch auf dem Teller?
Definitiv weißer Heilbutt, den ich auch immer wieder gern selbst zubereite. Am liebsten in Olivenöl confiert, also sanft im Öl gegart.
Vielen Dank für dieses Gespräch, Herr Stauffenegger!