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Jutta Schmidt und Carla Schäfer leben im Mehrgenerationenhaus Goethe 43. ©kelling
Jutta Schmidt (links) und Carla Schäfer ©kelling

Im Mehrgenerationenhaus Goethe 43 hängt eine Tafel im Flur. „Gute Besserung“ steht dort in Kreideschrift geschrieben, dazu drei Namen. „Das haben die achtjährigen Zwillinge als lieben Gruß für drei kranke Nachbarn geschrieben“, erklärt Jutta Schmidt lächelnd. Sie hat das Wohnprojekt Goethe 43 mitgegründet.

Mitspracherecht für alle

Gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang lebt sie hier seit achtzehn Jahren in einer geräumigen Altbau-Wohnung im zweiten Stock. Auch ein Fahrstuhl ist vorhanden. „Der Einbau war uns sehr wichtig, als wir uns für dieses Haus entschieden“, sagt die 76-Jährige. Denn jeder, der einzieht, hat eigentlich den Wunsch, hier so lange wie möglich wohnen zu bleiben.

Altersgerechtes Mehrgenerationenhaus

Das Goethe 43 ist altersgerecht, aber auch Familien mit Kindern fühlen sich dort wohl. Von Anfang an war klar, dass dieses Haus kein Altersheim werden sollte. „Kinder machen Lärm. Und das ist auch gut so“, betont Jutta Schmidt. Insgesamt gibt es zehn Wohnungen für insgesamt fünfzehn Personen. Dazu noch zwei Wohnungen, die als Gemeinschaftsräume angemietet wurden. Darin finden Spieleabende, Geburtstagsfeiern und die monatlichen Haussitzungen statt.

Alle unterstützen sich im Mehrgenerationenhaus

„Diese Treffen sind Pflicht“, so die 60-jährige Heilpraktikerin für Psychotherapie Carla Schäfer, die erst 2023 ins Haus eingezogen ist. „Wir planen bei den Sitzungen gemeinsame Feiern und Ausflüge und streiten auch mal. Das gehört einfach dazu.“ Wie in einer Art Großfamilie unterstützen sich hier alle gegenseitig. Erwachsene und Kinder treffen sich zum Spielen und helfen einander. Gemeinsam teilt man sich zwei Autos. Über die Wahl neuer Mitbewohner wird demokratisch abgestimmt, denn das Belegrecht haben die Mieter, nicht die Hausverwaltung.

Modernisierung nach Wunsch

Für die Instandsetzung des Hauses ist die Stäwog zuständig. Sie hat der Gründungsgruppe dabei den Einzug in ein vollständig saniertes Haus ermöglicht. Jedes Mitglied konnte damals Modernisierungs-Wünsche äußern. Das Ehepaar Schmidt wollte beispielsweise einen Durchbruch, um Küche und Wohnzimmer in eine große Wohnküche zu verwandeln. Als Leuchtturmprojekt für gemeinschaftliches Wohnen ließ sich die individuelle Modernisierung über Fördergelder refinanzieren. Ein Glücksfall für die Bewohnerinnen und Bewohner. Dank ihrer Beharrlichkeit und ihres erfolgreichen Gründungskonzepts hat sich der Traum vom Mehrgenerationenhaus für sie komplett erfüllt.

Drei goldene Regeln für ein Mehrgenerationenhaus:

Wer selbst ein gemeinschaftliches Wohnprojekt gründen will, dem helfen sicherlich diese Tipps aus dem Goethe 43-Projekt weiter:

  • Die Basis sollte aus vier bis fünf Menschen bestehen, die sich gut kennen und ähnliche Werte teilen.
  • Wer in das Haus einzieht, erklärt sich bereit, am Gemeinschaftsgefühl mitzuwirken, sei es durch kulturelle Aktivitäten oder Einkäufe für Ältere.
  • Ganz wichtig: Nähe und Distanz wahren! Jeder Bewohner respektiert die Grenzen des anderen.

www.wohnprojekt-bremerhaven.de

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