„Mann oder Memme?“ – eine von vielen Redensarten, die eine Geschlechterrolle zementieren. Ein Mann ist stark, kernig, hart im Nehmen. Wehwehchen kennt er nicht, Pillen braucht er nicht und sterben müssen wir sowieso alle mal. Vor diesem Klischee neigen Männer dazu, wenig an ihre Gesundheit zu denken. Sie schieben Arztbesuche auf, ignorieren (oft auch starke) Schmerzen und kümmern sich selten um Vorsorge.
Ein heute geborener Junge wird laut statistischer Wahrscheinlichkeit 78 Jahre alt und stirbt damit fünf Jahre früher als das Mädchen im Kreißsaal nebenan. Obwohl sich die Lebenserwartung beider Geschlechter stetig erhöht hat, ist dieser Abstand kurioserweise seit Jahrzehnten gleich. Die Ursachen dafür passen schon wieder in ein eigenes Klischee: Manner rauchen und trinken mehr Alkohol, neigen häufiger zu riskantem Verhalten (Straßenverkehr, Extremsport, Arbeitsunfälle, „Halt mal mein Bier!“), sie ernähren sich ungesünder und bewegen sich weniger. Über Probleme sprechen sie seltener und suchen später Hilfe.
Mangelndes Gesundheitsbewusstsein muss aber kein Teufelskreis sein. Wir wollen dir hier zeigen, welches deine größten Gesundheitsrisiken als Mann sind und wie du sie mit ein wenig Achtsamkeit und Wissen effektiv vermeiden oder behandeln kannst. Sollte aber dennoch mal der „Worst Case“ eintreten, ist die gute und ausreichende Pflege – auch durch Fachpersonal in Heimen – eine wichtige Absicherung.
1. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
„Männer kriegen ‘nen Herzinfarkt“ sang Herbert Grönemeyer schon vor über 40 Jahren. Tatsächlich sind Herzinfarkte und Schlaganfälle nach wie vor die häufigsten Todesursachen bei Männern. Die Gründe dafür sind Bluthochdruck, zu hohe Cholesterinwerte, Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht und chronischer Stress. Wenn du deine Blutwerte (mindestens den Blutdruck) regelmäßig kontrollierst bist du dem Herz-Kreislauf-Tod immer einen Schritt voraus, mit ausgewogener, gesunder Ernährung (Obst, Gemüse, Vollkorn, ungesättigte Fette) und täglicher Bewegung galoppierst du ihm schließlich einfach davon. Stress baust du vor allem durch effektive Entspannungstechniken, aber auch soziale Kontakte oder ein erfüllendes Hobby ab. Oft greifst du dann auch von ganz allein weniger zur Zigarette oder zum alkoholischen „Absacker“.
2. Prostata-Erkrankungen
Die Prostata ist ein zentrales Organ der männlichen Gesundheit. Prostatavergrößerung und Prostatakrebs gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Männern über 50. Harndrang nicht mehr halten zu können, schränkt zudem viele betroffene stark im Alltag ein. Musst du häufig aufs Klo, auch nachts und ist der Strahl eher schwach? Dann ab zum Urologen. Ab dem 45. Lebensjahr solltest du dort ohnehin einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung (die berühmte „Große Hafenrundfahrt“) auftauchen. Eine an Antioxidantien reiche Ernährung mit Tomaten, Brokkoli und grünem Tee hilft dir zusätzlich.
3. Testosteronmangel
Das „Männerhormon“ wird im Alter weniger produziert, was sich auf Muskelkraft, Libido, Stimmung und Konzentration auswirken kann. Auch Stress, Übergewicht und Schlafmangel können das Hormonlevel negativ beeinflussen. Kraft- und Ausdauertraining, der Kampf gegen die Wampe sowie ein gesunder Schlaf und Stressabbau helfen dir, deine Hormonwerte im Griff zu halten.
4. Psychische Erkrankungen
Männer sprechen seltener über seelische Belastungen, dabei sind Depressionen, Burnout und Angststörungen auch bei ihnen weit verbreitet. Männer neigen nicht zuletzt wohl auch deshalb deutlich öfter als Frauen zum Selbstmord. Neben dem Stressabbau durch Sport, Meditation, Hobbys und soziale Aktivitäten hilft dir hier vor allem Offenheit. Sprich über deine Gefühle, auch wenn es sich am Anfang vielleicht seltsam anfühlt. Und wenn es dir nicht gut geht, lass dir helfen!

5. Darmkrebs
Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Männern ab dem 50. Lebensjahr. Deshalb solltest du ab diesem Alter alle 10 Jahre zur Vorsorge-Darmspiegelung, bei familiärer Vorbelastung früher. Lass dir keine Horrorgeschichten darüber erzählen. Die Untersuchung ist unkompliziert und schmerzlos. Im Gegenteil: Lass dir von deinem Arzt das Monitorbild zeigen und geh mit auf die „Expedition“ durch deinen Darm. Wenn du ein Sedativ bekommst, labere deinen Arzt ruhig voll, er erwartet das. Bei der Darmkrebs-Vorbeugung hilft dir eine ballaststoffreiche Ernährung mit wenig rotem Fleisch und (wieder mal) Bewegung.
6. Adipositas
Übergewicht ist ein Risikofaktor für so ziemlich alle bisher genannten Krankheiten, außerdem auch für Diabetes Typ 2 und Stoffwechselstörungen. Lass deshalb so weit wie möglich die Finger von Fast Food, Zuckerzeugs und Fertiggerichten und lerne frisches Gemüse und Vollkornprodukte lieben. Bewege dich außerdem mindesten zweieinhalb Stunden pro Woche und stell dich einmal in der Woche auf die Waage, um dein Gewicht im Blick zu behalten.
7. Sexuelle Gesundheit und Erektionsstörungen
Potenzprobleme betreffen viele Männer, vor allem ab dem mittleren Alter. Oft sind sie ein Frühwarnzeichen für Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Deshalb greifen für den Bettsport auch die gleichen Empfehlungen: Bewegung, Stressabbau, Gewicht runter und Kippe aus. Außerdem kannst du beim Arzt deinen Testosteronstatus checken lassen.
Männergesundheit ist mehr als Muckis und Potenz. Sie umfasst körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden. Wer sich darum kümmert, lebt nicht nur länger, sondern auch besser. Lerne, auf Warnsignale deines Körpers zu hören, lass dich mindestens so oft durchchecken wie dein Auto und mache Vorsorge zur Routine in deinem Leben. Denn Vorsorge ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke und Selbstachtung.
Tipp
Mach dir einen jährlichen Gesundheitstag im Kalender – an dem du Check-ups, Vorsorge und mentale Auszeiten einplanst. Deine Zukunft wird es dir danken.