
In der vergangenen Saison begeisterten die Fischtown Pinguins nicht nur die Eishockey-Fans, sondern die gesamte Seestadt. Auch wenn es zur Krönung mit dem Titel nicht ganz gereicht hat, die DEL-Vizemeisterschaft ist der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Gleichzeitig verließen mit Erfolgstrainer Thomas Popiesch und Sportchef-Urgestein Alfred Prey zwei maßgebliche Architekten des Erfolgs die Eisarena. Wir sprachen mit Pinguins-Trainer Alexander Sulzer und Sportchef Sebastian Furchner über den Umbruch und die Perspektiven im Jahr eins nach der Vizemeisterschaft.
Erfolg trotz Umbruchphase
MOIN-Redaktion: Viele Fans haben befürchtet, dass der große personelle Umbruch die Pinguins zumindest vorübergehend aus der Erfolgsspur bringen könnte. Während wir uns unterhalten, sind die Pinguins Dritter der DEL und haben als zweites deutsches Team überhaupt das Viertelfinale der CHL erreicht. Überrascht euch das selbst oder seht ihr das nur als Momentaufnahme?
Alexander: Die Mannschaft an sich ist ja im Wesentlichen unverändert geblieben, bis auf zwei, drei Positionen, auf denen wir Abgänge kompensieren mussten. Das ist uns auch gut gelungen. Der große Umbruch war eher ein schleichender Prozess. Sebastian Furchner kam ja schon im Laufe des Jahres und hat mit Alfred Prey zusammengearbeitet, ebenso ich die letzten beiden Jahre mit Thomas Popiesch. Die Mannschaft kennt mich und die Art wie wir Eishockey spielen wollen, und die hat sich auch nicht großartig geändert. Da gab es kein großes Hauruck.
Champions League – lohnt sich der Einsatz?
MOIN-Redaktion: Trotz des erfolgreichen Auftritts in der CHL gab es ja auch kritische Stimmen aus dem Club: Man hat weite und damit kostspielige Anreisen, auf der Einnahmenseite kommt dafür wenig herum. Lohnt sich die Champions League nur, wenn man sie gewinnt und für wann habt ihr das eingeplant?
Sebastian: Man wird nicht reich damit, viel mehr möchte ich zur finanziellen Seite gar nicht sagen. Die finde ich in dem Umfeld gar nicht mal so maßgeblich. Es ist einfach eine tolle Sache, unsere Stadt und unseren Verein international zu vertreten. Wenn ich daran denke, wie die Mannschaft so eine Anreise wie nach Skelleftea weggesteckt hat, habe ich da großen Respekt vor. Dazu hatten wir einen Riesen-Support von den Fans. Wir sind einfach glücklich, dass wir das so toll hingekriegt haben und so viel Leidenschaft und Feuer dabei war.
Alexander: Die CL ist aus sportlicher Sicht natürlich hochinteressant, weil wir uns mit Top-Gegnern auf Top-Level messen können. Diese Mannschaften haben teilweise eine andere Art des Eishockeyspiels mit mehr Puckbesitz und hohen schlittschuhläuferischen Fähigkeiten. Von daher ist die CHL in Sachen Vielseitigkeit und Variabilität einfach eine gute und wichtige Lernerfahrung. Gleichzeitig wollen wir natürlich auch dort so viele Spiele gewinnen wie möglich.
Vorbildliche Integration von Spielern
MOIN-Redaktion: Langjährige Fans haben nicht erst seit dieser Saison den Eindruck, dass die Integration neuer Spieler in Bremerhaven vergleichsweise gut funktioniert, vielleicht besser als bei anderen DEL-Teams. Worauf führst du das zurück?
Alexander: Wir haben eine tolle Gemeinschaft mit Top-Charakteren in der Mannschaft. Es ist sehr harmonisch und jeder fühlt sich hier wohl. Wer schon etwas länger hier ist, kennt den Charme der Mannschaft und den Charme der Fans und der Umgebung. Die machen es auch automatisch leichter für neue Spieler, die hinzukommen.
Der kleinste Etat der Liga
MOIN-Redaktion: Mit dem Karawanken-Express Jan Urbas, Ziga Jeglic und Miha Verlic ist auch das überragende Sturmtrio der letzten Saison hier zusammengeblieben und rollt ziemlich ungebremst weiter. Wie schafft man es mit dem kleinsten Etat der Liga, auch solche begehrten Topspieler im Verein zu halten?
Alexander: Auch das zeigt wieder, was dies für eine tolle Mannschaft und ein toller Standort ist. Wir kreieren eine Atmosphäre, in der sich jeder wohlfühlt. Gerade die drei sind ein großer Eckpfeiler der Identität dieser Mannschaft, deshalb schätzen wir uns glücklich, sie bei uns zu haben.
Sebastian: Ich glaube, dass wir mit vielen Sachen punkten können, die sich nicht unbedingt im Geldbeutel widerspiegeln. Wir versuchen, eine Wohlfühl-Atmosphäre zu schaffen, in der die Spieler ihr volles Potenzial abrufen können. Dazu haben wir in den letzten Jahren auch mit sportlichen Erfolgen geworben. Dazu kommt eine richtig tolle Stimmung bei jedem Heimspiel. Der Support der Fans ist einfach unglaublich. Das bewegt die Spieler auch, hierzubleiben und auch mal ein vermeintlich lukrativeres Angebot auszuschlagen. Wir kümmern uns vor allem auch um die Familien der Spieler und das wird von ihnen honoriert. Das zeigt sich am Ende des Tages auch auf dem Eis.
Zukunftsmusik bei den Fishtown Pinguins
MOIN-Redaktion: Wo seht ihr euch am Ende der Saison und wo wird nächstes Frühjahr gefeiert?
Alexander: Ich tu mich ein bisschen schwer, zu weit in die Zukunft zu schauen. Gerade im Profisport ist es wichtig, dass man im Moment lebt und von Spiel zu Spiel denkt. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Ob das gelingt, wird die Zukunft zeigen und dementsprechend auch das Saisonende bestimmen.
Sebastian: Zum jetzigen Stand sind wir solide unterwegs, in der Liga und der CHL. Die Mannschaft ist hungrig, das merkt man, und das ist ein gutes Zeichen. Sie ist mit der vergangenen Saison wohl auch ein bisschen auf den Geschmack gekommen. Man wird einfach sehen, was am Ende des Tages dabei rauskommt.
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