Vor ziemlich genau 30 Jahren hatte der Bremerhavener Marco Brüser seinen ersten bezahlten Auftritt als Zauberkünstler. Heute tourt der ausgebildete Pilot mit seiner eigenen Comedy-Show durch Deutschland und unterhält manchmal auch Kreuzfahrt-Passagiere. Im September feiert der 42-Jährige sein rundes Bühnenjubiläum mit einem Abend im Bremerhavener TiF. Der perfekte Anlass also für ein Gespräch über seinen Traumberuf, gefährliche Kunststücke, Zauberei und Fliegerei.
Moin, Marco! Du bist gerade von einem Engagement auf einem Kreuzfahrt-Schiff zurückgekehrt. Ist das für dich mehr Arbeit oder mehr Urlaub?
Ich war für zehn Tage als Gastkünstler an Bord der „Mein Schiff 6“. Die Reise ging in Griechenland los und über die Türkei, Zypern und Malta nach Italien. Auf dem Schiff gibt es ein Theater für 1000 Gäste, in dem ich auftrete. Ich habe zwei Auftritte gemacht und war bei der Welcome-Show dabei. Als Gastkünstler habe ich Passagier-Status, kann in allen Restaurants essen und mich auch auf das Pool-Deck legen. Das hat schon Traumjob-Qualitäten, ist aber natürlich nicht Urlaub durch und durch, da ich nach meiner Show erkannt und angesprochen werde. Es gefällt mir, aber man ist halt nie unbeobachtet. Es beschränkt sich auf drei, vier Kreuzfahrten im Jahr, die ich mir dann gezielt aussuche – damit ich in Fahrgebiete komme, die ich noch nicht kenne oder die mir besonders gut gefallen.
Wo bist du sonst unterwegs?
Neben Firmen-Events, öffentlichen Veranstaltungen – zum Beispiel in Theatern und privaten Feiern habe ich zweimal pro Jahr im TiF meine eigene Produktion mit dem Titel „Marco Brüser & Friends“. Ich moderiere das Programm und lade mir Kolleginnen und Kollegen aus der Kleinkunst ein. Wir machen dann zusammen einen bunten Abend. Darüber hinaus habe ich mein eigenes neues Solo-Programm. Es heißt „Durchstarten“. Ich berichte darin komödiantisch aus dem Cockpit, denn Pilot ist der Beruf, den ich mal gelernt habe. Es geht um Fliegerei, Zauberei und natürlich Comedy. Ich trete auch als Teil von Mixed-Shows mit verschiedenen Kolleginnen und Kollegen, zum Beispiel im Quatsch Comedy Club auf. Da ist
es dann aber reine Stand-up-Pilotencomedy ohne Zaubern.
Du feierst 2024 dein 30-jähriges Bühnenjubiläum. Wie war denn dein erster Auftritt?
Im August 1994 hatte ich meinen ersten fest engagierten und bezahlten Auftritt auf einem Kindergeburtstag. Wobei – die Bezahlung waren 10 DM und ein Stück Kuchen. Ich war 12 Jahre alt und die Erinnerung ist schon etwas verblasst, denn es folgten viele Hundert Kindergeburtstage. Damals stand die Zauberei in meinem Programm noch voll im Mittelpunkt. Später kam dann sehr schnell der Unterhaltungsfaktor der Comedy dazu. Ich zaubere auf der Bühne zwar nach wie vor, es wird aber weniger. Es gibt zum Beispiel ein Kunststück mit Flugtickets, die im Publikum verteilt sind. Und ich habe ein Flugzeug-Fenster auf der Bühne und präsentiere damit ein Kunststück. Aber der Stand-Up-Teil, bei dem ich ohne Requisiten über die Fliegerei berichte, ist heute mein Alleinstellungsmerkmal.
Woher kommt deine Faszination für die Zauberei?
Am Anfang stand der Zauberkasten unter dem Weihnachtsbaum. Damals war ich so sechs, sieben Jahre alt. Seitdem hat mich das nicht mehr losgelassen und bis heute kontinuierlich begleitet. Ich bin aber nach wie vor der festen Überzeugung: Hätte damals ein Schlagzeug oder ein Chemiebaukasten unter dem Weihnachtsbaum gestanden, hätte es mich auch in diese Richtung treiben können. Obwohl: Bei der Chemie ist kein Publikum dabei.
Welche Auftritte sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Es gab unendlich viele tolle Situationen und besondere Momente. Das 25-jährige Bühnenjubiläum im TiF im Dezember 2019 ist mir stark in Erinnerung geblieben. Ein halbes Jahr vorher ist mein Sohn geboren worden und er war als Baby Backstage dabei. Und es war für mich eine der größten Veranstaltungen, bevor die Branche durch Corona zum Erliegen kam. Ich hatte aber auch negative Erfahrungen. Zum Beispiel habe ich mich bei der Eröffnung der Eisarena in Bremerhaven über Kopf hängend an einem brennenden Seil entfesselt. Das Seil ist gerissen und ich bin aus vier Metern Höhe mit dem Kopf aufs Eis geknallt. Ich hätte dabei echt draufgehen können, aber mir ist außer ein paar Kratzern, Verbrennungen und Verstauchungen nichts passiert. Danach habe ich gesagt: Jetzt nur noch Kartentricks im Sitzen. Mit Handschuhen, damit ich mich nicht an den Karten schneide.
Welche Ziele oder Träume hast du für deine Karriere noch?
Ziele und Wünsche hat man immer. Es gibt noch Bühnen, auf denen ich gerne spielen würde. Und ich würde gerne mal beim Quatsch Comedy Club im TV dabei sein. Meinen größten Traum habe ich mir aber schon erfüllt: Ich tue das, was mir Spaß macht, und kann davon leben. Ich sehe viel von der Welt und treffe spannende Menschen. Das weiß ich zu schätzen und weiß auch, dass das nicht selbstverständlich ist.
Vielen Dank für das Interview!
Marco Brüser – kurz & knapp
- Meine Stärken: Wenn ich eine Idee habe, setze ich sie auch um. Aus anfänglichen Hirngespinsten wird so (meistens) ein fokussierter Erfolg.
- Meine Schwächen: Meine Mitmenschen müssen sich meine anfänglichen Hirngespinste bis ins kleinste Detail anhören und „fachmännisch“ Auskünfte dazu geben.
- Mein Lebensmotto: Ich glaube an ein Leben vor dem Tod! Das Leben ist zu kurz für schlechte Laune und miese Gedanken! Es lebe das Hirngespinst!
- Das mag ich besonders an Bremerhaven: Hier bin ich geboren, aufgewachsen und verwurzelt. Ein Küstenkind wie ich braucht die Kombination aus Stadt und Meer als Rückzug – wie eben in Bremerhaven.
- Was ich unbedingt noch in Bremerhaven machen will: Eine Sommer-Open-Air-Show im Weserstrandbad mit großer Bühne, Sonnenuntergang und mindestens 500 Zuschauern!